Luxemburgs EU-Präsidentschaft im Schatten von LuxLeaks
Zeichen für einen Kurswechsel
im Sinne von mehr Transparenz und fairer Besteuerung von Konzernen sowie einen
effektiven Schutz vor Verfolgung für Whistlebower und Journalisten verlangen
über 40 internationale NGOs im Vorfeld der Luxemburger EU-Präsidentschaft im
zweiten Halbjahr 2015. In einem Offenen Brief an die Luxemburger Regierung argumentieren sie, das die beiden
derzeit in Luxemburg gerichtlich verfolgten Whisteblower und ein Journalist,
die maßgeblich an der Aufdeckung des LuxLeaks-Skandals beteiligt waren, im
öffentlichen Interesse handelten. Die durch LuxLeaks an die Öffentlichkeit
gelangten Informationen hätten niemals der Geheimhaltung unterliegen dürfen,
da die Öffentlichkeit in Industrie- wie Entwicklungsländern ein Recht darauf
habe zu wissen, wie viel bzw. wie wenig Steuern Multinationale Konzerne
bezahlen.
In
den LuxLeaks wurden geheime „Sweetheart Tax Deals“ zwischen den Luxemburger
Behörden und hunderten von Multinationalen Konzernen enthüllt, die den
letzteren erlaubten, ihre Steuersätze auf ein extrem niedriges Niveau zu
drücken, in mehreren Fällen auf unter 1%. Auch nach Auffassung der neuen
Luxemburger Regierung sind solche Deals völlig legal. Doch hat die damit
ermöglichte Steuervermeidung gravierende Auswirkungen für Bürger und
Gesellschaften Industrie- und Entwicklungsländern. Denn sie entzieht den
Gesellschaften Steuereinnahmen, die sie dringend bräuchten, um Armut zu
bekämpfen, die Umwelt zu schützen und öffentliche Grunddienstleistungen in den
Bereichen Gesundheit und Bildung zu finanzieren. Nach einer neueren
UNCTAD-Schätzung verlieren allein die Entwicklungsländer jährlich rund 100 Mrd.
Dollar durch die geschickte Nutzung von Tochtergesellschaften durch die
Multis in Steueroasen.
In
der Tat wäre es ein Signal der Glaubwürdigkeit, wenn Luxemburg seine
EU-Präsidentschaft mit einen deutlichen Kurswechsel in dieser Frage verbinden
würde. Während der letzten luxemburgischen Präsidentschaft 2005 hat sich das
Großherzogtum international beachtete Verdienste dadurch erworben, die EU-Länder
zu einem klaren Zeitplan zur Realisierung des 0,7%-Ziels in der
Entwicklungshilfe zu bewegen. Die eigenen Leistungen auf diesem Gebiet haben in
den letzten Jahren so manche zweifelhaften Praktiken auf dem Finanzplatz
überstrahlt. Seit den LuxLeaks wird dieses Spiel nicht mehr aufgehen. Denn wie
schrieb schon Jean-Claude Juncker im Vorwort zur ersten Auflage von Jean
Feyders „Mordshunger“: „Immer wieder müssen wir feststellen, dass das, was mit
der rechten Hand gegeben wurde, mit der linken doppelt und dreifach wieder
genommen wurde…“
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