Griechenland vor der Pleite: Der IWF als Hardliner
Sind die Hardliner zurück im
Internationalen Währungsfonds oder waren sie niemals weg? Jedenfalls hat der
Internationale Gewerkschaftsbund (ITUC) soeben eine Breitseite gegen den Fonds
wegen seiner Hardlinerposition in Sachen Griechenland abgeschossen. Seit
Monaten hängen die Verhandlungen zwischen der griechischen Regierung und der
Gläubiger-Troika aus EU, EZB und IWF jetzt fest, weil sich Athen zu Recht
weigert, drei rote Linien zu überschreiten: noch mehr Reform, d.h. Kürzungen
der Renten, die weitere Liberalisierung, sprich: Deregulierung des
Arbeitsmarktes, einschließlich des Abbaus von Arbeitnehmerrechten, und die
Erhöhung der Mehrwertsteuern, also der Massensteuern par excellence. In seiner Attacke greift der ITUC vor allem die
Forderung nach einer Beseitigung von Arbeiterrechten und nach weiteren
Rentenkürzungen an. Seiner Mitgliedsorganisation GSEE sichert der Dachverband
seine volle Unterstützung zu.
Die
Zuspitzung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Kombination aus unvernünftiger
Austeritätspolitik und Deregulierung das Land schon Anfang Juni zwingen
könnten, sich gegenüber dem IWF für zahlungsunfähig zu erklären. Dann wird sich
die Regierung in Athen nämlich entscheiden müssen zwischen der
Aufrechterhaltung lebenswichtiger öffentlicher Dienstleistungen und der
Auszahlung der Renten einerseits und der Kreditrückzahlung an internationale
Gläubiger, die weitestgehend verantwortlich sind für die derzeitige Misere,
andererseits. Der ITUC findet es „inakzeptabel, dass der IWF eine
Hardlinerposition innerhalb der Troika bzw. der ‚Brüsseler Gruppe‘ bezogen hat
und die EU-Gläubiger dazu drängt, keine Kreditauszahlung zu machen, ohne dass
Griechenland die Renten auf ein Basisniveau von 360 € pro Monat – unter das
Existenzminimum – kürzt. Bei einer Arbeitslosigkeitsrate von über einem Viertel ist ein großer Teil der
Haushalte auf die Renten als die einzigen stabilen Einkommen angewiesen und wird
weiter in die Armut gedrängt, wenn sie gekürzt werden.
Ein Dorn
im Auge ist dem ITUC auch der geforderte weitere Abbau der Arbeitnehmerrechte
in Griechenland. Die vom IWF offensichtlich intendierte Abschaffung der
Kollektivrechte „wird nichts zur Wiederbelebung der Wirtschaft beitragen,
sondern zu einem nochmaligen sprunghaften Anstieg der Ungleichheit führen“,
warnt ITUC-Generalsekretärin Burrow. Der IWF sollte lieber den Ergebnissen
seiner eigenen Forschung zum Thema Ungleichheit folgen, die in letzter Zeit
gelegentlich recht kritisch ausfielen. Die ITUC-Spitze erinnert daran, dass der
IWF im Zusammenhang mit dem ersten Kreditabkommen vom Mai 2010 vorausgesagt
hat, das Programm würde innerhalb von zwei Jahren zur Wiederherstellung des
Wachstum führen, die Arbeitslosigkeit auf 15% und die öffentliche Verschuldung auf
unter 150% des BIP zurückführen. Seit 2012 überschreitet die Arbeitslosigkeit
jedoch 25%, und die Verschuldungsrate liegt bei 180%. Den Fonds ficht dies
jedoch nicht an, ist die IWF-Chefin Christine Lagarde doch schon gleich nach
dem Interimsabkommen vom Februar d.J. mit einem Brief an die beiden anderen Teilnehmer der Troika vorgeprescht, in
dem sie moniert, dass diese gegenüber Athen nicht genug an Deregulierung und
Austerität durchgesetzt hätten.
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