Finanzminister in Istanbul: Griechischer Schatten auf G20
Die Medien, vor
allem im internationalen Raum, sind voll von Berichten über den wachsenden
Druck des Euro-Establishment auf die neue griechische Regierung. Doch der
deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble versteigt sich ungerührt zu der
Behauptung: „Wir haben niemals irgendeinen in ein Programm gezwungen.“ Die
Pikanterie liegt nicht zuletzt darin, dass Schäuble seine Behauptung am Rande
des derzeit in Istanbul tagenden Treffens der Finanzminister und Notenbanker
der G20 aufstellte. Dabei ist noch in frischer Erinnerung, wie Merkel und
Sarkozy am Vorabend des G20-Gipfels in Cannes Ende 2011 den damaligen
griechischen Ministerpräsidenten Papandreou von seinem Vorhaben zurückpfiffen,
das gerade „ausgehandelte“ Sparprogramm dem griechischen Volk zur Abstimmung
vorzulegen, ihn selbst nach Cannes zitierten und ihn dann zum Rücktritt
zwangen.
Die
G20 sind eigentlich nicht das Gremium, das für die Lösung der
Griechenland-Krise zuständig ist. Aber unter ihren Finanzministern sind
etliche, die besorgt sind, dass ein „Unfall“ namens „Grexit“ im Gefolge der
Verweigerung eines Überbrückungsabkommens bis zur Aushandlung eines neuen
Vertrags zwischen Griechenland und seinen europäischen Gläubigern nicht nur die
Eurozone in die Rezession zurückstoßen, sondern auch den schwachen und erratischen
Aufschwung der Weltwirtschaft insgesamt beenden könnte. Während die
US-Regierung vor dem Treffen in Istanbul noch einmal unterstrichen hat, dass
die Weltwirtschaft nicht auf Dauer von der einen Konjunkturlokomotive USA zehren
kann, sondern dass auch andere, z.B. die deutschen Exportweltmeister, ihren
Betrag zu mehr Wachstum und Nachfrage leisten müssten, hat der IWF seine
pessimistischen Warnrufe noch einmal bekräftigt (>>> IMF Note on Global Prospects and Policy Challenges).
Die
türkische G20-Präsidentschaft agiert in diesem Zusammenhang eher hilflos. Das Finanzminister-Treffen
werde sich auf die Umsetzung umfassender Wachstumsstrategien, die Pläne für
eine Investitionsagenda, Fortschritte bei der Finanzmarktreform und die von den
USA blockierte IWF-Quotenreform konzentrieren, ließ sie im Vorfeld verlauten.
Doch in keinem dieser Punkte dürften die Finanzminister über die Schönwetter-Beschlüsse
des letzten G20-Gipfels von Brisbane hinausgehen. Ein Punkt, der noch am
ehesten die Handschrift der Türken trägt, die Investitionsagenda, die quantitative
Investitionsziele formulieren sollte, ist wohl schon im Vorfeld des Treffens an
den Einsprüchen anderer G20-Länder gescheitert.
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