IWF-Ukraine-Deal: Stabilisierung des Chaos?
Das vom Vorstand des Internationalen Währungsfonds (IWF) jetzt
beschlossene Stand-by-Programm für die Ukraine wird als Hoffnungsschimmer in
der immer desolateren Situation des Landes angepriesen. Mit 17,01 Mrd. US-Dollar über die nächsten zwei Jahre, wovon 3,19 Mrd. unmittelbar zur
Auszahlung kommen, soll die Lage wirtschaftlich stabilisiert werden. Doch die
tatsächlichen Effekte könnten genau umgekehrt sein. Dem Anspruch nach zielt das
Paket auf die Herstellung makroökonomischer Stabilität, die Verbesserung der
Wirtschaftsführung und Transparenz und die Wiederherstellung ökonomischen
Wachstums bei gleichzeitiger Schonung der wirtschaftlich schwachen Teile der
Bevölkerung.
In Wirklichkeit freilich ist es ein
traditionelles Stand-by-Arrangement mit der üblichen Konditionalität – von der
wohlklingenden Reformrhetorik des Fonds in der letzten Zeit keine Spur. Eine
Bedingung erfüllte die Ukraine auf Drängen des IWF bereits im Februar, nämlich
den Übergang zu einem flexiblen Wechselkurs. Das hat zu einem Wertverlust der
ukrainischen Hryvnia um 29% geführt, was für die Ukraine vor allem eines heißt:
Die Bedienung der Auslandsschulden wird noch schwieriger. Der Deal enthält
keinerlei Element der Schuldenerleichterung oder einen „Haircut“ für die
Gläubiger, wie er im Falle Griechenland in der Diskussion war. Stattdessen wird
die Schuldenlast hauptsächlich von den Bürgern der Ukraine getragen werden
müssen, die nach einem UN-Report vom April 2014 schon jetzt zu einem Drittel in
Armut lebt.
Kritiker des Ukraine-Deals in den USA weisen auch darauf hin, dass dieser – wenn er zu keiner Stabilisierung der Lage führt – die Umsetzung der seit 2010 überfälligen IWF-Stimmrechtsreform weiter behindern können. Die konservativ-republikanischen Kräfte im US-Kongress warten nur auf Vorwände, um ihre Lieblingsthese zu begründen, nämlich dass US-Geld für internationale Organisationen verschwendetes Steuergeld ist.
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