UNESCO-Krise: US-Boykott und deutsches Phlegma
Derzeit findet (noch bis zum 20. November) die 37. Generalkonferenz
der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO)
in Paris statt. Die Generalkonferenz der 195 Mitgliedstaaten, die alle zwei
Jahre zusammentritt, verabschiedet das Programm und den Haushalt der
Organisation für die kommenden zwei Jahre. Zudem wählt sie die neuen Mitglieder
des UNESCO-Exekutivrats. In diesem Jahr steht die UNESCO durch die fortgesetzte
Weigerung der USA, ihren Pflichtbeitrag zu entrichten, vor besonders großen
Herausforderungen.
Seit der Aufnahme Palästinas am 31. Oktober 2011 in
die UNESCO verhindern innerstaatliche Festlegungen die US-Regierung daran,
ihren über 20%igen Anteil am Haushalt beizutragen. Die Folge ist eine schwere
Finanzkrise, die bereits dazu geführt hat, dass die UNESCO ihre
Programmaktivitäten um die Hälfte reduzieren musste; Personal konnte nicht so
schnell entlassen werden, wie das Budget zusammengeschmolzen ist. Selbst der
absehbare Verlust des Stimmrechts in der Generalkonferenz beeinflusst die
Haltung der USA nicht.
Anstatt zu beraten, wie die UNESCO als Motor für
grenzüberschreitende Anliegen, wie die Bewahrung des Weltkulturerbes, die
Friedens- und Menschenrechtsbildung in UNESCO-Projektschulen oder auch
Alphabetisierungskampagnen, erhalten werden können, wird das Problem
totgeschwiegen – leider auch von der UNESCO-Generaldirektorin, Irina Bokova,
die sich um ihre Wiederwahl sorgt.
Auch hinsichtlich deutscher oder europäischer Konzepte
für einen Erhalt der weltumspannenden Kultur-, Bildungs- und
Wissenschaftsorganisation ist nur „Fehlanzeige“ zu vermelden. Weder die
Bundesregierung noch die 16 deutschen Länder- Kultusministerinnen und -minister
sind bislang aktiv geworden; jedeR scheint auf die/den jeweils andere/n zu
warten, anstatt sich für einen Notstandsfonds oder eine Umstrukturierung der
Arbeit unter den neuen Rahmenbedingungen einzusetzen. Auch der Aufruf zum
Handeln, den die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) im
Frühjahr 2013 an den Unterausschuss Auswärtige Kulturpolitik des Deutschen
Bundestages geschickt hat, wurde nicht bearbeitet, sondern an einen anderen
Unterausschuss weitergeleitet. Im Bundeskanzleramt liegt seit Ende Juli 2013
ein unbeantworteter Brief zweier UNESCO-Clubs, der nach konstruktiven
Handlungsstrategien der Bundesregierung fragt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen