IWF-Kritik: Inhalt und Form
Gewichtige
Stimmen im Chor der IWF-Kritiker sind die Gewerkschaften und die
Entwicklungsländer. Der gewerkschaftliche Dachverband ITUC nimmt in diesem
Frühjahr die arbeitsmarktpolitischen Ratschläge des Fonds ins Visier. In seinem
zur Frühjahrstagung erschienenen Frontlines 2013-Report (>>> Ideology without economic evidence: IMF attacks oncollective bargaining) heißt es, dass seine Konditionen im Rahmen der
Troika quer durch Europa die Demokratie untergraben, die Gesellschaftsspaltung
vertiefen und soziale Unruhen riskieren, ohne im Gegenzug irgendwelche
wirtschaftlichen Vorteile nach sich zu ziehen.
In
einer Panel-Diskussion mit IWF-Chefin Lagarde wies ITUC-Generalsekretärin
Sharan Burow darauf hin, dass die Weltwirtschaft heute nicht sicherer als vor
fünf Jahren sei und Länder mit starken Tarifsystemen und Gewerkschaftsrechten bessere
arbeitsmarktpolitische Ergebnisse als andere aufwiesen. Angriffe des IWF auf
gewerkschaftliche Positionen und Errungenschaften und die Austeritätspolitik führten
lediglich zu mehr Ungleichheit.
In
der Tat haben nach OECD-Angaben die Einkünfte der reichsten 10% der
Beschäftigten im Verhältnis zu den unteren 10% stark zugenommen und die
Einkommensspreizung im Norden verschärft. Neue Daten für die USA zeigen, dass sich
der Anteil des Haushaltseinkommens der obersten 1% (nach Steuern) mehr als
verdoppelt hat, nämlich von 8% 1979 auf 17% 2007. In der gleichen Periode fiel
der Anteil der untersten 20% der Bevölkerung von 7 auf 5%. Wie eine neue Studie der Initiative for Policy
Dialogue der Columbia-Universität und des South Centres auf Basis von IWF-Daten
herausfand, werden in diesem Jahr 119 von 181 Ländern Haushaltskürzungen
hinnehmen müssen, wobei ihre Anzahl bis 2016 noch ansteigen wird – und damit
die Ungleichheit.
Die
Kritik richtet sich aber auch heuer nicht nur auf den Inhalt der IWF-Politik,
sondern auch auf die Form. Das Kommuniquéder Gruppe der 24 (die die Interessen der Entwicklungsländer beim IWF
vertritt) kritisiert in diesem Frühjahr vor allem die Verschleppung der
Stimmrechtsreform von 2010, die eigentlich bis letzten Oktober schon
abgeschlossen sein sollte. Eng damit im Zusammenhang steht, dass auch die
bereits begonnenen neue Runde der Quotenüberprüfung nicht weiterkommt, wenn die
Vorrunde nicht zu Ende gebracht wird (>>>Der IWF im Reformstau).
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