Die Eurokrise ist vorbei? Von wegen!
In
den Wochen seit Jahresbeginn verging kaum ein Tag, an dem nicht irgendwer
verkündete, die Eurokrise sei jetzt vorbei, oder zumindest doch, das Schlimmste
liege jetzt hinter uns. „Das Kapital kehrt in die Länder an der südlichen
Peripherie der Eurozone zurück“, so die immer wieder zitierte frohe Botschaft –
etwa auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Seit gestern jedoch hat sich der
Wind wieder gedreht. Mit dem Korruptionsskandal in Spanien und den steigenden
Umfragewerten für die Rechtskoalition Berlusconis in Italien ist auch die Verunsicherung
„der Anleger“ an „die Märkte“ zurückgekehrt. In Spanien und Italien schnellten
die Risikozuschläge auf Staatsanleihen nach oben (Spanien verzeichnete den
höchsten Tagesanstieg seit September). Der Aktienboom an den Börsen kühlte sich
ab, und der Euro fiel wieder von seinem 15-Monats-Hoch von 1,37 US-Dollar
zurück.
Zwar
verweisen die Berichte von heute darauf, dass sich die Unsicherheit wieder
gelegt hat. Doch der Schock, wie schnell sich das Blatt an den „Märkten“ wenden
kann, sitzt den Beobachtern noch in den Knochen. Die Wiederherstellung des
sprichwörtlichen „Vertrauens“ lässt doch länger auf sich warten als den
Marktoptimisten lieb ist; die konjunkturelle Erholung bleibt fragil.
Da
trifft es sich gut, dass der französische Präsident François Hollande heute vor dem Europäischen Parlament davor gewarnt hat, die gegenwärtige Stärke des Euro könnte zu
einer Gefahr für die fragile Konjunktur in Europa werden und sich für internationale
Aktionen gegen die Verzerrung der Wechselkurse ausgesprochen hat. Der Euro
sollte nicht „nach den Marktstimmungen schwanken“ – mal in die eine, mal in die
andere Richtung. „Die Eurozone muss sich mittels ihrer Staats- und
Regierungschefs für einen mittelfristigen Wechselkurs entscheiden.“ Vor allem
aber forderte Hollande „eine unabdingbare Reform des internationalen
Währungssystems“. – Damit ist die entscheidende Frage für die Reform der
internationalen Finanzordnung – ein Punkt, über den die Diskussion bislang
nicht einmal ansatzweise begonnen hat – von französischer Seite erneut auf die
Tagesordnung gesetzt worden. Es ist zu hoffen, dass man Hollande mehr
Hartnäckigkeit in dieser Frage wird attestieren können als seinem Vorgänger
Sarkozy.
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