Technologietransfer: EU in der Pflicht
Gastblog von
Ska Keller, MdEP
Der Transfer von Technologien – sei es im Bereich klimafreundlicher
Energien oder der Medizinforschung –
steht seit langem auf der internationalen Agenda. Zumindest auf dem Papier.
Immer wieder wurde das Versprechen dazu in internationale Abkommen eingebaut,
so z.B. bei TRIPS. Das Abkommen zum Schutz Geistiger Eigentumsrechte erwähnt
ausdrücklich, dass die Unterzeichnerstaaten Technologietransfer fördern sollen.
Auch in den Klimaverhandlungen taucht der Begriff immer wieder auf.
Passiert ist bisher nicht viel. Und das, obwohl die
Hauptverursacherstaaten des Klimawandels gerne sagen, auch Entwicklungsländer
mögen sich bitte etwas einfallen lassen, um weniger CO2 in die
Atmosphäre zu pusten. Doch wenn ein Land wie Bangladesch Strom braucht, hat es
erstmal nichts als die eigene Kohle zur Verfügung. Es gibt kein bezahlbares
Angebot zum Transfer klimafreundlicher Energietechnologien.
Die EU hat sich zu dem Thema außer einem nicht sehr gut
bestückten Patentpool noch nichts einfallen lassen. Sogar mit öffentlichem Geld
beförderte Forschung wird momentan gewinnbringend verkauft. Durch die
Verlängerung der Patentschutzzeit wegen kleinster Veränderungen am Produkt
läuft kaum noch ein Patent wirklich aus. Zudem sind Produkte nicht nur einem
Patent unterworfen, sondern in der Regel Hunderten, wenn nicht Tausenden.
Im Vorfeld der Debatte um das neue EU-Forschungsprogramm
„Horizon 2020“, das für den Zeitraum 2014-2020 gelten soll, haben nun die
Grünen im Europaparlament ein Positionspapier zum Technologietransfer vorgelegt. Dort werden 13 Maßnahmen aufgeführt, die
die EU und auch Mitgliedsstaaten jetzt ergreifen sollten. Sie sind ohne Reform
des Patentrechts möglich – was sicher auch notwendig ist, aber viel Zeit
benötigen wird, und die haben wir beim Klimawandel nicht.
Die Vorschläge beinhalten eine Entkopplung der
Forschungskosten von den Produktkosten durch sog. Prize Awards; die
Bereitstellung von Wissen, das mit öffentlichen Geldern erforscht wurde; die
garantierte Möglichkeit für Entwicklungsländer, die existierenden
Flexibilitäten im TRIPS-Abkommen auch wirklich umsetzen zu können u.v.a.m.
Mit diesem Papier wollen wir das Thema
Technologietransfer (wieder) auf die politische Agenda heben und uns auf die
Reform der Forschungsprogramme vorbereiten. Technologietransfer ist ein
wichtiger Baustein selbstbestimmter und nachhaltiger Entwicklung. Es hilft
niemanden, wenn das Windrad ständig neu erfunden werden muss.
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