G8-Gipfel zwischen Abstieg und Sinatra-Prinzip
Traditionelles Familienfoto der G8 |
Zwar
kündigen die G8 in ihrer Camp David Declaration die Bereitschaft an, im Falle weiter steigender Ölpreise durch
die Freigabe strategischer Reserven in die Märkte intervenieren zu wollen. Doch
in der Klimapolitik wird lediglich das alte „Weiter so“ bekräftigt, während zu
Rio+20 kein Wort zu finden ist. Im einstigen Kerngeschäft der G8, der
internationalen Wirtschaftspolitik, ist sie inzwischen nicht einmal mehr in der Lage, gemeinsame Positionen zu formulieren oder gar konkrete Initiativen
auf den Weg zu bringen. Das zeigt deutlich, dass es sich hier um einen Klub der
absteigenden Nationen handelt, der noch eine ganze Weile am unteren Ende der
globalen Wachstums- und Wettbewerbsskala dahin dümpeln wird.
Man könnte das G8-Statement zur Weltwirtschaft erneut als Zuflucht zum Sinatra-Prinzip („I did it my
way“) charakterisieren, wenn es dort heißt: „We commit to take all necessary steps to strengthen and reinvigorate our economies
and combat financial stresses, recognizing that the right measures are not the
same for each of us.” Doch
dass dies in gewisser Weise die starken Gegensätze unter den G8 (mit einer
weitgehend isolierten deutschen Kanzlerin) über den künftigen
wirtschaftspolitischen Kurs dokumentiert, bedeutet auch, dass sich der Zug –
nach dem in Toronto und Pittsburgh von der G20 beschworenen Übergang „vom
Stimulus zur fiskalischen Konsolidierung“ – vielleicht erneut auf dem Weg einer
aktiveren Konjunkturpolitik befindet.
Vor
allem mit dem Wahlsieg von Hollande in Frankreich ist immerhin wieder Bewegung
in die internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik gekommen. Welche Rolle der
Staat in Bezug auf die Wirtschaft spielen soll und welche Rolle dem Europäische
Stabilitätsmechanismus künftig zukommt und ob wir vielleicht doch Eurobonds
brauchen – alles dies ist zurück auf der Agenda. Schon am Mittwoch, wenn sich
der informelle EU-Gipfel trifft, wird dies zu beobachten sein.
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