G8: Kampf gegen den Hunger oder Doing Business?
Obama bei der Vorstellung der G8-Nahrungsmittelinitiative |
Was
die New Alliance von der L‘-Aquila-Initiative
vor allem unterscheidet, ist die dramatische Akzentverschiebung hin zu
Privatkonzernen. Mit dabei sind 45 multinationale und lokale (afrikanische) Unternehmen,
die 3 Mrd. Dollar in die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette der handverlesenen
afrikanischen Mitgliedsländer investieren sollen – investieren wohlgemerkt,
nicht spenden! Darunter sind der Saatgut-Konzern Monsanto, der in den nächsten
Jahren 50 Mio. Dollar in den Maisanbau in Tansania stecken soll, der indische
Konzern Jain Irrigation mit Investitionen von 375 Mio. Dollar und Vodafone, der
ein Telefonnetz für 500.000 Bauern in Ostafrika schaffen soll. Abgesehen davon,
dass die von der Privatindustrie zu erwartenden Investitionen in die
Ernährungssicherheit zu gering sein und der Komplexität des Problems nicht
gerecht werden dürften, drängen sie die öffentlichen Verpflichtungen der G8 in
den Hintergrund: „Private Investitionen sind wichtig, aber sie werden nicht in
der Lage sein, die gebrochenen Versprechen der G8 zu kompensieren“, erklärte
Oxfam International.
Abgesehen
von der Akzentverschiebung auf private Investitionen atmet die ganze New Alliance den Geist einer
technokratischen Agrarpolitik: es geht um „bankable agricultural infrastructure
projects“, um Ertragssteigerungen, um bessere Produktionstechnologien („einschließlich
verbesserten Saatguts und besserer Sorten“), um eine „Grüne Revolution in
Afrika“, „um den Saatgutsektor zu stärken und die Kommerzialisierung,
Verteilung und den Einsatz von Schlüsseltechnologien, wie verbesserte Sorten,
zu fördern“. – Um den erhofften Schub privater Investitionen zu erzeugen, warten
die G8 schließlich noch mit einem besonders bizarren Vorschlag auf: So wird die
Weltbank aufgerufen, einen „Doing Business in Agriculture Index“ zu entwickeln.
Dies erinnert fatal an jenen Bericht gleichnamigen Titels, der jährlich
deswegen kritisiert wird, weil er einseitig an den Bedürfnissen der Unternehmen
ausgerichtet ist und sogar miserable Arbeitsbedingungen und die Verletzung von
Gewerkschaftsrechten schon mal als Faktoren eines „positiven Investitionsklimas“
auflistet.
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