Weltbank: Mit wem gelingt der Reformschub?
Mit seiner Nominierung von Jim Yong Kim für den Posten des neuen Weltbank-Präsidenten hat Obama gezeigt, dass er immer noch für eine Überraschung gut ist. Zugleich hat er damit übers Wochenende aber auch echte Kontroversen provoziert. Da sind natürlich diejenigen, die beklagen, dass Kim kein echter Ökonom ist und seine Nominierung deshalb eine Peinlichkeit für die USA. Doch wie Obama in seiner kurzen Vorstellung Kims treffend sagte, ist die Weltbank weit mehr als eine Bank, sondern „unser wirksamstes Instrument der Armutsbekämpfung weltweit“. Ich würde zwar sagen: Sie sollte ein solches Instrument sein. Aber im Kern ist es gut und nicht schlecht, für die Leitung dieser Agentur keinen Banker, Ökonomen oder Politcrony zu nominieren, sondern einen Gesundheitsfachmann, der weiß, welche Rolle das gesellschaftliche und ökonomische Umfeld für seine Aktivitäten spielt. So einer ist Jim Yong Kim.
Apropos Bank: Ich habe – mit Keynes – schon immer argumentiert, wir brauchen die Weltbank eigentlich nicht als Bank, sondern als Entwicklungsfonds (so wie wir den IWF nicht als Fonds, sondern als Bank, als Weltzentralbank, brauchen). Die Ökonomen reden jetzt davon, dass die Weltbank unter Kim zu einem altfränkischen Modell der Entwicklungshilfe zurückkehren könnte. Aber großzügige und kostenlose Gesundheits- und Bildungssysteme in aller Welt sind ebenso wenig ein altfränkisches Modell wie ehrgeizige und flächendeckende Programme zur Bekämpfung von HIV/AIDS, Tuberkulose und anderen Massenkrankheiten in der Dritten Welt oder angepasste Infrastrukturprogramme, die für eine gezielte und gleichberechtigte Integration in die Weltwirtschaft unverzichtbar sind.
Apropos Ökonomen: Keine Zunft hat in ihrer Mehrheit in den letzten Jahren so kläglich versagt wie diese. Auch das ist ein Grund dafür, die Leitung der immer noch wichtigsten internationalen Entwicklungsagentur einmal keinem Ökonomen, sondern einem entwicklungspolitischen Aktivisten anzuvertrauen. Dass dieser – wie alle Weltbank-Chefs bisher – aus den USA kommt, ist als Argument nur sehr bedingt stichhaltig. Auch ich weiß nicht (wie mein Freund Peter Bosshard), warum man nur deshalb für einen Bewerber sein sollte, weil dieser wie José Antonio Ocampo und Ngozi Okonjo-Iweala aus dem Süden kommt, ansonsten aber für den Status quo steht. Für Okonjo-Iwela, die derzeitige nigerianische Finanzministerin, trifft dies sicher zu, für Ocampo sicher nicht. Deshalb hat irgendwie auch Kevin Gallagher recht, der dessen Qualitäten als kreativer Entwicklungsökonom hervorhebt (>>> Kim or Ocampo: Who can reinvent the World Bank?). Diese Option ist freilich nicht sehr realitätsnah.
Natürlich ändert ein neuer Präsident noch nicht die Politik eines Supertankers wie der Weltbank. Doch mit Jim Yong Kim steht die Bank vor spannenden Zeiten.
>>> Der Titel eines von Kim mitherausgegebenen Buches lautet: Dying for Growth: Global Inequality and the Health of the Poor.
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