Jim Yong - wer? Noch ein Reform-Kandidat
Die Überraschung war perfekt. Kurz vor Bewerbungsschluss nominierte Obama den Gesundheitsexperten Dr. Jim Yong Kim (s. Foto) zum nächsten Präsidenten der Weltbank. Dr. Wer, werden viele fragen. Doch so unbekannt Kim für viele ist – verglichen mit den bisherigen Weltbank-Chefs aus den USA, die alle entweder von der Wall Street kamen oder Insider des Washingtoner Politik-Establishments waren, ist die Nominierung Kims ein Sieg der Reform. Kim leitete mehrere Jahre lang die HIV/AIDS-Abteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf, eine UN-Organisation, die in Washington nicht gerade zu den beliebtesten gehört. Er gründete die NGO „Partners in Health“ und sammelte entwicklungspolitische Erfahrungen in zahlreichen Ländern – von Haiti und Peru über Ruanda und Malawi bis nach Russland und die USA.
Sicher – mit der Nominierung Kims (und der sehr wahrscheinlichen Wahl) haben die USA ihr Privileg, die Weltbank-Führung zu bestimmen noch nicht aufgegeben. Aber mit Kim haben sie jetzt das Tor weit aufgestoßen für einen überfälligen Reformprozess in der Bank, der diese Institution endlich zu einem Instrument machen könnte, das die Armutsbekämpfung nicht nur im Munde führt, sondern vor Ort in die Tat umsetzt. Verschiedene Faktoren haben dazu beigetragen.
Nicht unterschätzt werden darf, dass sich die Schwellenländer doch noch zur Nominierung zweier glaubwürdiger Kandidaten durchringen konnten: der nigerianischen Finanzministerin Ngozi Okongo-Iwela (durch Südafrika, Nigeria und Angola) und des früheren kolumbianischen Finanzministers und UN-Untergeneralsekretärs José Antonio Ocampo (durch Brasilien, auch wenn ihm zuletzt aufgrund taktischer Überlegungen seines Herkunftslandes der lateinamerikanische Rückhalt fehlte).
Von Bedeutung war auch die „Eigenkandidatur“ von Jeffrey Sachs (>>> Jeffrey Sachs als Weltbank-Präsident?). Er trat mit einer Reformagenda an wie kein anderer Kandidat aus den USA vorher. Immerhin wurde seine Kandidatur zuletzt von 13 Ländern aus dem Süden unterstützt (Bhutan, Malaysia, Kenia, Jordanien, Namibia, Osttimor, Uganda, Costa Rica, Honduras, Guatemala, Ghana, Chile, Haiti). Dass jetzt aller Voraussicht nach ein anderer „Reform-Kandidat“ das Rennen macht, kann Sachs leicht verschmerzen: Kim sei ein „ausgezeichneter Kandidat“, sagte er kurz nach Bekanntwerden der Nominierung.
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