G20: Kollision statt Kooperation?
Am kommenden Freitag und Samstag treffen sich die G20-Finanzminister und Zentralbankchefs in Gyeongju/Südkorea, um den Gipfel Mitte November in Seoul vorzubereiten. Auf das Treffen fallen derzeit viele Schatten: der drohende Währungs- und Handelskrieg, der nachlassende Schwung der Bemühungen um eine Reform des internationalen Finanzsystems, der Streit über fortgesetzte Stimuli oder haushaltpolitische Konsolidierung. Zuletzt haben jetzt auch noch der brasilianische Finanzminister Guido Mantega und Brasiliens Zentralbankgouverneur Henrique Meirelles ihre Teilnahme in Gyeongju abgesagt. Mantega hatte vor einigen Wochen als erster offen ausgesprochen, dass wir uns „mitten in einem Währungskrieg“ befinden.
Die beiden Brasilianer dürften nicht viel verpassen, wenn sie am Wochenende fehlen. Denn knapp zwei Wochen nach dem Aufbrechen der Widersprüche auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank (>>> Im Schatten des drohenden Währungskriegs) gibt es fast keine Hoffnung auf Verhandlungsfortschritte bei den Streitthemen „Rebalancing“ der Weltwirtschaft, Reform des IWF oder der Verabschiedung neuer Kapitalstandards für die Banken („Basel III“). Vor allem die Schwellenländer greifen derzeit angesichts fehlender multilateraler Lösungen zu diversen Formen bilateraler Kapitalverkehrskontrollen, um sich gegen die sich aufbauenden neuen Spekulationsblasen und den Aufwärtsdruck auf ihre Währungen zu schützen. Der Dauerstreit zwischen den USA und China um den Wechselkurs Yuan-Dollar scheint ohnehin so festgefahren wie noch nie.
So baut sich zwei Jahre nach der Gründung der G20 auf Gipfelebene eine neue, von Interessengegensätzen und mangelnder Kooperationsbereitschaft gekennzeichnete Konstellation auf. Der neue Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung (>>> W&E 10/2010) analysiert diese „Kollision der Ökonomien“ im Vorfeld des G20-Gipfels. Dabei gäbe es auch ohne den drohenden Währungs- und Handelskrieg beileibe genug unerledigte Aufgaben, derer sich die G20 annehmen müssten …
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