Davos 2019: Skandal und Angst im Ski-Paradies
Sicher - der neue, gerade inthronisierte brasilianische Präsident Jair
Bolsonaro war sichtlich schaumgebremst, als er den versammelten 3000 Vertretern
von Wirtschaft, Finanzen und Politik sein Land als neues Investitionsparadies
darstellte, das er für den Weltmarkt öffnen und mit einem neuen
Wirtschaftsklima ausstatten will. Ein Skandal war es doch, dass die
Organisatoren des Weltwirtschaftsforums (WEF) einen die Eröffnungsrede halten
ließen, der inzwischen weltbekannt ist für seinen Frauenhass und seine Homophobie,
für seine Lobpreisungen der Militärdiktatur und der Folter. Wie das zu dem
selbstgezüchteten Nimbus der ‚Davos People‘ von Weltoffenheit und Globalität
passen soll, wird wohl ebenso ein Geheimnis bleiben wie die Frage, was ein
nationalistischer und faschistoider, zum Präsidenten aufgestiegener
Hinterbänkler zum diesjährigen Motto „Globalisierung 4.0 – Shaping a Global
Architecture in the Age of the Fourth Industrial Revolution“ beitragen könnte.
Und so begann das WEF 2019 mit einem selbstverschuldeten
Schlag gegen die eigene Glaubwürdigkeit, die auch nicht dadurch wieder
hergestellt werden konnte, dass es im weiteren Verlauf einige Redner*innen gab,
die zu dem Thema durchaus Profundes beizutragen hatten. Etwa die deutsche
Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ein für ihre Verhältnisse flammendes
Plädoyer für den Multilateralismus ablieferte und dabei vor allem den
Reformbedarf in internationalen Organisationen anmahnte, den die Schwellen- und
Entwicklungsländer seit langem einfordern, z.B. eine halbwegs repräsentative
Repräsentation im IWF oder generell eine Anpassung der Institutionen und ihrer
Governance an die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Weltverhältnisse.
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