Jahrestagung von IWF und Weltbank: Es regnet
Für jede Jahrestagung entwerfen die Designer des Internationalen
Währungsfonds (IWF) und der Weltbank ein Logo, das die Konferenzsäle zieren
soll. Das diesjährige, so wie es derzeit in Bali/Indonesien zu bestaunen ist,
erinnert fatalerweise an einen Grabstein (s. Abbildung) – so als würde man
schon einmal Sorge dafür tragen, die Nachkriegsordnung zu beerdigen. In der Tat
ist in Bali in diesen Tagen von nichts häufiger die Rede als von der „Krise des
Multilateralismus“. Die Chefs von IWF, Weltbank, WTO und OECD lancierten gemeinsam
einen dramatischen Aufruf zur Rettung der multilateralen Institutionen und des
internationalen Handelssystems. Und die Chefin des IWF, Christine Lagarde
benannte drei zentrale Herausforderungen, denen sich die Weltwirtschaft gegenübersieht:
die Schaffung eines „besseren Handelssystems“, die Verhinderung fiskalischer
und finanzieller Turbulenzen und die Wiederherstellung des Vertrauens in
Politik und Institutionen.
Die Grabsteinsymbolik mag übertrieben oder verfrüht sein, auch
wenn Totengräber wie Trump und Konsorten reichlich zur Verfügung stehen. Doch
so zahlreich wie diesmal waren die Risiken für die weltwirtschaftliche
Entwicklung selten. Sicher – die Konjunktur insgesamt läuft noch; der IWF hat
seine Prognose für 2018 und 2019 nur geringfügig auf 3,7% nach unten
korrigiert. Aber es sind längst nicht mehr Wolken am Horizont, die sich da auftürmen,
sondern direkt über uns. Und auch keine Wolken, aus denen es gelegentlich
tröpfelt, sondern offene Wolken, die Regen mit sich führen, wie Lagarde in
ihrer Eröffnungsrede treffend sagte. Am stärksten trifft der Regen bereits die
sog. Emerging Markets, in denen
Währungsturbulenzen offen ausgebrochen sind (>>> Die Währungsunruhen in den Schwellenländern). Fürs erste
sind es vor allem Argentinien und die Türkei. Doch daraus könnte schnell ein
Flächenbrand werden.
Eine Angst, die in Bali umgeht, besteht deshalb darin, dass
der IWF für einen solchen Fall nicht gerüstet sein könnte. Mit Argentinien hat
der Fonds bereits das größte Bail-out-Programm seiner Geschichte beschlossen (>>> Ein neuer IWF in Argentinien?),
einen weiteren Antrag hat in Bali die türkische Regierung überreicht. Wenn
weitere Schwellenländer dazu kommen (auf der Liste stehen Südafrika, die Türkei
und Venezuela; selbst die Währung des Gastgeberlandes Indonesien hat seit
Jahresbeginn viel an Wert verloren und ist jetzt auf dem Tiefstpunkt seit 20
Jahren angekommen), könnte die „Kriegskasse“ des IWF schnell erschöpft sein.
Und so erleben wir derzeit einmal wieder, wie der Fonds sich auf die Suche nach
neuem Geld begibt. Erstaunlicherweise sollen diesmal selbst die USA unter Trump
zu einer Kapitalaufstockung bereit sein – so erfreut ist die Regierung über das
Rettungsprogramm für Argentiniens Macri. Doch generell fürchten die Länder
aufgrund historischer Erfahrungen die mit den IWF-Programmen einhergehenden
Auflagen, die trotz fulminanter Rhetorik in den letzten Jahren kaum sozialer
geworden sind. Neues Geld gegen Reformen – von so einem Deal ist der IWF noch
weit entfernt, auch wenn seine Apelle gegen den Handelskrieg, seine Aufrufe,
die nach der Finanzkrise eingeführten Regulierungen nicht wieder zu lockern
oder selbst die offene Inschutznahme der US-amerikanischen FED gegen Trump in
manchen Ohren ganz angenehm klingen mögen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen