Ist der Euro noch zu retten?
Gastblog von Joseph E. Stiglitz
Der Euro steuert möglicherweise auf eine neuerliche Krise
zu. Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, hat eine Regierung
gewählt, die sich am besten als euroskeptisch beschreiben lässt. Dies sollte
niemanden überraschen. Die Gegenreaktion in Italien ist eine weitere
vorhersehbare (und vorhergesagte) Episode in der langen Saga eines schlecht
konzipierten Währungssystems, in dem die dominante Macht, Deutschland, die
notwendigen Reformen behindert und auf einer Politik beharrt, die die dem System
innewohnenden Probleme verschärft, wobei sie eine Rhetorik verwendet, die
scheinbar die Absicht verfolgt, Leidenschaften anzuheizen.
Italien hat sich seit der Einführung des Euro wirtschaftlich
schlecht entwickelt. Sein reales (inflationsbereinigtes) BIP des Jahres 2016
war dasselbe wie das des Jahres 2001. Aber auch für die Eurozone als Ganze
läuft es nicht gut. Zwischen 2008 und 2016 ist ihr reales BIP insgesamt um
bloße 3% gestiegen. Im Jahr 2000 – ein Jahr nach Einführung des Euro – war die
US-Volkswirtschaft lediglich 13% größer als die der Eurozone; 2016 waren es
26%. Nach einem realen Wachstum von rund 2,4% in 2017 – was nicht genug war, um
die durch ein Jahrzehnt der Misere verursachten Schäden auszugleichen – ist die
Wirtschaft der Eurozone nun erneut ins Stocken geraten.
Wenn sich ein Land schlecht entwickelt, sollte man diesem
Land die Schuld geben, sind es viele Länder, dem System. Und wie ich es in
meinem Buch Europa spart sich kaputt: Warum die Krisenpolitik gescheitert
ist und der Euro einen Neustart braucht geschrieben habe, war der Euro
ein System, das nahezu auf ein Scheitern ausgelegt war. Dieses System nahm den
Regierungen ihre wichtigsten Anpassungsmechanismen (Zinsen und Wechselkurse),
und statt neue Institutionen zu schaffen, um Ländern zu helfen, die
unterschiedlichen Situationen, in denen sie sich befinden, zu bewältigen, schuf
es neue Auflagen in Bezug auf Defizite, Verschuldung und sogar die
Strukturpolitik, die häufig auf diskreditierten wirtschaftlichen und
politischen Theorien beruhten.
Der Euro sollte gemeinsamen Wohlstand schaffen und so die
Solidarität steigern und das Ziel der europäischen Integration fördern.
Tatsächlich hat er das Gegenteil bewirkt: Er hat das Wachstum verlangsamt und
Uneinigkeit gesät…
… den vollständigen Kommentar lesen Sie >>> hier.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen