WEF 2018: Zum Auftakt deutliche Warnrufe inmitten rosiger Stimmung
Selten ist ein NGO-Report auf solche Resonanz gestoßen wie der alljährliche
Oxfam-Bericht zur globalen Ungleichheit. Aus dem diesmal wieder zum World Economic
Forum (WEF) in Davos vorgelegten Bericht (>>> Reward Work, not Wealth) geht hervor, das das reichste Prozent der
Weltbevölkerung im letzten Jahr 82% des erwirtschafteten Vermögens
eingestrichen hat. Die 3,7 Milliarden
Menschen, die die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, haben dagegen
überhaupt nicht vom Vermögenswachstum profitiert. Oxfam fordert, die
Steuervermeidung von Konzernen und Superreichen zu stoppen, faire Einkommen für
Frauen und Männer durchzusetzen und in Bildung und Gesundheit für alle zu
investieren.
Es ist ein
Bericht der Rekorde: Zwischen 2016 und 2017 ist die Zahl der Milliardäre
angestiegen wie nie zuvor – alle zwei Tage kam ein neuer Milliardär hinzu. Mit
2043 Milliardären lag sie im Jahr 2017 auf einem Rekordhoch. - In nur vier Tagen verdient ein
Vorstandsvorsitzender eines der fünf größten Modekonzerne so viel wie eine
Näherin in Bangladesch in ihrem ganzen Leben. - Das reichste Prozent der
Weltbevölkerung besitzt weiterhin mehr Vermögen als der gesamte Rest und so
weiter.
Und die
Reichsten, die von Freund wie Feind beschönigend „die globale Elite“ genannt
werden, reagieren, jedenfalls ihre Spinndoktoren. Zur Eröffnung des WEF wurden
in diesem Jahr zwei Berichte vorgelegt: Der eine (>>> Towards a Reskilling Revolution: A Future of Jobs for All)
beschwört die Gefahren der digitalen Revolution, der allein in den USA 1,4 Mio.
Jobs zum Opfer fallen könnten. Doch mit einem massiven Umschulungsprogramm
könnten die allermeisten wieder in Lohn und Brot gebracht werden. Der andere (>>> Inclusive Development Index2018) mahnt, dass eine einseitige Orientierung auf die Maximierung des
Bruttosozialprodukts die soziale Ungleichheit verschärfen und zu sozialen
Verwerfungen führen kann. So habe sich in den letzten fünf Jahren in 20 von 29
Industrieländern und in 56 von 57 Schwellen- und Entwicklungsländern die
soziale Inklusion verschlechtert.
Das relativiert
die rosigen Aussichten, die der IWF gestern in seinen erstmals in Davos
vorgestellten Zahlen für die globalen Wachstumsaussichten zeichnet. Danach sind
wir mitten im „breitesten Aufschwung“ seit 2010, mit einem Wachstum von 3,9%
für dieses und nächstes Jahr. Doch der IWF wäre nicht der IWF, würde er dies
nicht stets mit Hinweisen auf die weltwirtschaftlichen und weltpolitischen
Risiken verbinden. „Das überragende Risiko ist Selbstzufriedenheit“, sagte der
Chefökonom des Fonds, Maurice Obstfeld. „Wir könnten einer Rezession näher
sein, als Sie denken.“ Und Christine Lagarde, die Geschäftsführende Direktorin
des IWF, goss weiteres Wasser in den Wein: „Es gibt immer noch weit zu viele
Menschen, die von der Erholung außen vor gelassen werden.“ Um die Warnung
anzuschließen: „Wachstum muss inklusiver sein, nicht nur zwischen, sondern auch
innerhalb der Länder.“
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