Trump in Davos: Der Elefant im Porzellanladen?
Das diesjährige Motto des World Economic Forum (WEF), das vom 23.-26. Januar
stattfindet, lautet: „Creating a Shared Future in a Fractured World“ („Eine
geteilte Zukunft in einer zerklüfteten Welt schaffen“). Logisch interpretiert
heißt das: Die globale Elite will diskutieren, wie sie sich auf die durch den
Trump-Sieg, den Brexit, zunehmende Xenophobie etc. gekennzeichnete neue
Weltsituation einstellt. Da war die Überraschung groß, als mit Trump eines der
größten Enfants terribles, das derzeit die Weltordnung aufmischt, seine
Teilnahme ankündigte. Nicht nur, weil diese Präsenz wieder einmal zu
Demonstrationen Anlass geben könnte. Auch weil Trump bislang als einer der
lebenden Gegenentwürfe zur globalisierten Welt der Davos-People gilt.
Doch stimmt das wirklich und in dieser Entgegensetzung? Das
Weiße Haus ließ zu dem geplanten Auftritt in Davos verlauten, dass Trump stets
daran interessiert sei, einem geeigneten Pubikum seine Politik des „America
First“ zu erläutern. Der Gründer und Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums,
Klaus Schwab, verbucht die Ankündigung als Volltreffer, erhöht sie doch die
globale Aufmerksamkeit für sein Forum abermals. Als wolle er sich auf die
Zusammenkunft mit der Globalisierungselite in Davos vorbereiten, übt sich Trump
daheim schon mal in schaumgebremster Rhetorik und schickt seinen
rechtsradikalen Berater Bannon endgültig in die Wüste.
Rhetorisches Wechselspiel ist das eine, die politische
Praxis das andere. Es stimmt, dass Trump bislang nicht viel von seiner
Antiglobalisierungsagenda umgesetzt: „Trumps einschüchternde Tweets gegenüber
US-Unternehmen, die ihre Produktion ins Ausland verlagern oder Steuerflucht
betreiben, waren nur billiges Gerede, und die Wirtschaftsbosse wissen das. Jene
Hersteller, die Trump glauben machten, dass sie ihre Produktion in den USA aufrechterhalten
würden, haben still und leise weiter Produktionsbereiche nach China, Mexiko und
anderswo hin ausgelagert. Zudem
bieten die Auslandsbestimmungen im anhängigen Steuergesetz multinationalen
US-Konzernen sogar noch größere Anreize, im Ausland zu investieren, Personal
einzustellen und zu produzieren und dabei durch Transferpreise und andere
Maßnahmen die Gewinne in Niedrigsteuerländern zu bunkern“, so Nouriel Roubini (>>> W&E 11-12/2017).
Und das einzige wirklich erfolgreiche Projekt der Trump-Administration,
die sog. Steuerreform, ist ein gigantisches Umverteilungsprojekt von unten nach
oben, wie es auch nach dem Geschmack so manches Davos-Reisenden sein dürfte. Für
die relativ zufriedenstellende wirtschaftliche Konjunktur in den USA, die Trump
derzeit zupass kommt, kann er zwar nicht so viel. Doch attestieren ihm immerhin
etliche aus der arrivierten Wirtschaftswelt, dass er mit seiner
Derulierungspropaganda dazu beigetragen habe, jene „animalischen Triebe“
anzustacheln, die man auch in Davos schätzt.
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