16. Januar 2018

Trump in Davos: Der Elefant im Porzellanladen?

Das diesjährige Motto des World Economic Forum (WEF), das vom 23.-26. Januar stattfindet, lautet: „Creating a Shared Future in a Fractured World“ („Eine geteilte Zukunft in einer zerklüfteten Welt schaffen“). Logisch interpretiert heißt das: Die globale Elite will diskutieren, wie sie sich auf die durch den Trump-Sieg, den Brexit, zunehmende Xenophobie etc. gekennzeichnete neue Weltsituation einstellt. Da war die Überraschung groß, als mit Trump eines der größten Enfants terribles, das derzeit die Weltordnung aufmischt, seine Teilnahme ankündigte. Nicht nur, weil diese Präsenz wieder einmal zu Demonstrationen Anlass geben könnte. Auch weil Trump bislang als einer der lebenden Gegenentwürfe zur globalisierten Welt der Davos-People gilt.


Doch stimmt das wirklich und in dieser Entgegensetzung? Das Weiße Haus ließ zu dem geplanten Auftritt in Davos verlauten, dass Trump stets daran interessiert sei, einem geeigneten Pubikum seine Politik des „America First“ zu erläutern. Der Gründer und Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, verbucht die Ankündigung als Volltreffer, erhöht sie doch die globale Aufmerksamkeit für sein Forum abermals. Als wolle er sich auf die Zusammenkunft mit der Globalisierungselite in Davos vorbereiten, übt sich Trump daheim schon mal in schaumgebremster Rhetorik und schickt seinen rechtsradikalen Berater Bannon endgültig in die Wüste.

Rhetorisches Wechselspiel ist das eine, die politische Praxis das andere. Es stimmt, dass Trump bislang nicht viel von seiner Antiglobalisierungsagenda umgesetzt: „Trumps einschüchternde Tweets gegenüber US-Unternehmen, die ihre Produktion ins Ausland verlagern oder Steuerflucht betreiben, waren nur billiges Gerede, und die Wirtschaftsbosse wissen das. Jene Hersteller, die Trump glauben machten, dass sie ihre Produktion in den USA aufrechterhalten würden, haben still und leise weiter Produktionsbereiche nach China, Mexiko und anderswo hin ausgelagert. Zudem bieten die Auslandsbestimmungen im anhängigen Steuergesetz multinationalen US-Konzernen sogar noch größere Anreize, im Ausland zu investieren, Personal einzustellen und zu produzieren und dabei durch Transferpreise und andere Maßnahmen die Gewinne in Niedrigsteuerländern zu bunkern“, so Nouriel Roubini (>>> W&E 11-12/2017).

Und das einzige wirklich erfolgreiche Projekt der Trump-Administration, die sog. Steuerreform, ist ein gigantisches Umverteilungsprojekt von unten nach oben, wie es auch nach dem Geschmack so manches Davos-Reisenden sein dürfte. Für die relativ zufriedenstellende wirtschaftliche Konjunktur in den USA, die Trump derzeit zupass kommt, kann er zwar nicht so viel. Doch attestieren ihm immerhin etliche aus der arrivierten Wirtschaftswelt, dass er mit seiner Derulierungspropaganda dazu beigetragen habe, jene „animalischen Triebe“ anzustacheln, die man auch in Davos schätzt.

Dies alles könnte zu der These führen, dass Trump selbst ein Teil der reichen „Elite“ ist, die sich in Davos ihr alljährliches Stelldichein gibt, und nicht nur ihr Antipode, den er so gerne spielt. Jedenfalls ist Trump nicht der Elefant (auch deshalb, weil die USA in den letzten Jahren einiges an Gewicht eingebüßt haben). Auch seine rhetorischen Provokationen sind durchaus kalkuliert und geplant. Wir werden sehen, was die Davos-People da erwartet. Doch auch Davos ist kein Porzellanladen, sondern ein robustes Projekt, das Trump und das große Gefolge, das er mitbringt, durchaus aushalten wird.

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