60 Jahre Bundeskartellamt: Ausufernde Marktmacht der Megakonzerne
Zum 60. Geburtstag des
Bundeskartellamts in der letzten Woche haben 24 Organisationen aus dem Umwelt-,
Landwirtschafts- und Entwicklungsbereich eine Kampagne gegen die ausufernde
Marktmacht der Großkonzerne begonnen. Ihre Forderung an die nächste
Bundesregierung: Das Kartellrecht verschärfen, um die Marktmacht von Konzernen
zu begrenzen. Die Marktkonzentration ist mittlerweile so weit fortgeschritten,
dass sie kleinere Unternehmen stark benachteiligt. Zulieferer, Bauern und
Bäuerinnen und Arbeiter/innen in Produktionsländern können sich gegen
übermächtige Unternehmen kaum noch durchsetzen.
Das Bündnis „Konzernmacht beschränken“ fordert die Politik
auf, den gefährlichen Trend zu immer mehr Marktkonzentration zu stoppen:
Fusionen sollten schon bei Unternehmen mit einem Marktanteil von 20% verboten
werden können. Zusammenschlüsse über mehrere Produktions- und Handelsstufen
hinweg müssen häufiger untersagt werden. Zudem sollten Unternehmen zu mehr
Transparenz verpflichtet werden und ihre Firmenstrukturen, Marktsegmente,
Verflechtungen und Lobbyaktivitäten offenlegen müssen. In hochkonzentrierten
Märkten braucht das Kartellamt ein schlagkräftiges Instrument, um als letztes
Mittel Konzernteile oder Geschäftsfelder übermächtiger Konzerne abzukoppeln.
Unterstützung bekommt das Bündnis von Prof. Tobias Lettl, Hochschullehrer
für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität
Potsdam, der für Oxfam ein Gutachten
erstellt hat. „Die Fusionskontrolle greift nicht in hochkonzentrierten
Märkten“, attestiert Lettl und empfiehlt Eingriffe des Staates: „Um etwa im
IT-Sektor und dem Pestizid- und Saatgutgeschäft den Wettbewerb wiederzubeleben,
sollten als letztes Mittel staatliche Eingriffe möglich gemacht werden, um
Konzernstrukturen zu entflechten.“
In begleitenden Materialien hat das Kampagnenbündnis
zahlreiche Beispiele
zusammengestellt:
* Im IT-Bereich
ist eine bedrohliche Manipulationsmacht durch Daten-Monopole entstanden. Im
Werbemarkt und bei der Suche im Internet hat Google faktisch eine
Monopolstellung und ist für viele Nutzer der zentrale Zugang zum Internet
geworden. Durch seine vielen weiteren „Gratis“-Dienste wie E-Mail, den
Routenplaner Maps, die Dokumentenverwaltung Docs, die Videoplattform Youtube,
den Browser Chrome und das Smartphone-Betriebssystem Android sammelt Google
exzessiv Daten. Ähnlich problematisch ist Facebook, das 75% der mobilen
Kommunikationsdienste kontrolliert.
* Im Agrarsektor
gefährdet die Marktkonzentration Demokratie und Ernährungssouveränität. Die
geplante Fusion von Bayer und Monsanto sollte die EU-Kommission ablehnen.
* In der Autoindustrie
fehlt es an Konsequenzen bei Verfehlungen. Die Autokonzerne in Deutschland sind
enorm mächtig und eng mit der Politik verflochten. Auch nach dem Diesel-Skandal
dürfen sie Pkw auf den Markt bringen, die den Grenzwert für
gesundheitsschädliche Stickoxide um teils mehrere hundert Prozent
überschreiten.
* Im Lebensmittelsektor
fungieren Supermärkte als „Türsteher des Marktes“. Die vier größten
Lebensmittelkonzerne Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe (Lidl und
Kaufland) verfügen bereits über einen Marktanteil von 85%. Die Preise, die
liefernden Landwirten gezahlt werden, sind zu niedrig, um deren Kosten zu
decken, und die Arbeitsverhältnisse sind durch menschenunwürdige Bedingungen und
Hungerlöhne gekennzeichnet. Für solche Versäumnisse fordert das Plattform-Papier der Kampagne dringend
eine unabhängige Beschwerdestelle, die anonym vorgebrachte Missbrauchsfälle
untersucht und sanktioniert.
1 Kommentar:
Für mich ist das eine sonderbare "LIBERALE" Gangart gegen die -SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT- welche durch den Krieg Reich gegen Arm - welchen ich andeute http://www.doppelfreun.de/2017/10/reich-gegen-arm-wirtschafts-finanzkrieg.html sich darstellt - Danke für den Beitrag
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