EU-Gipfel in Malta/Lybien-Abkommen: Abschottung statt Schutz
Als scheinheilig hat die
internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam die Reaktion der EU
auf den von US-Präsident Trump verhängten Einreisestopp für Zuwanderer und
Flüchtlinge kritisiert. Kanzlerin Merkel und andere europäische Staats- und
Regierungschefs hätten zwar recht mit ihrer Kritik an dem Erlass. Gleichzeitig
jedoch haben sich mehrere EU-Politiker im Vorfeld des informellen EU-Gipfels in
Malta für eine engere Kooperation mit Libyen bei der Migrationskontrolle
ausgesprochen. Die Pläne stehen bei dem heutigen Treffen auf der Tagesordnung.
Sie laufen auf eine Auslagerung der europäischen Migrationskontrolle in das
seit Jahren umkämpfte Land hinaus, in dem Menschenrechtsverletzungen und sogar
Mord an Geflüchteten und anderen Migranten an der Tagesordnung sind.
Oxfam fordert von den Staats- und Regierungschefs der EU,
ihre Migrationspolitik in einer Form zu gestalten, die die Menschenrechte
respektiert und die menschliche Sicherheit in den Mittelpunkt stellt. Die
Regierungen müssen Migrant/innen schützen, Flüchtlingen internationalen Schutz
gewähren sowie sichere und reguläre Möglichkeiten zur Migration schaffen.
In diesem Sinne müsse die EU sicherstellen, dass
migrationspolitische Abkommen mit Drittstaaten folgende Punkte berücksichtigen:
1. Entwicklungshilfegelder sind dazu da, Armut zu bekämpfen.
Unter keinen Umständen dürfen sie dazu missbraucht werden, die Mobilität von
Migrant/innen zu beschränken, da dies dem Ziel der Armutsbekämpfung
zuwiderläuft.
2. Die Zusammenarbeit mit Drittstaaten bei der
Grenzsicherung muss gewährleisten, dass die Menschenrechte, die
Bewegungsfreiheit von Migranten und die Rechte von Asylbewerbern respektiert
werden.
3. Verlässliche Kontrollmaßnahmen müssen sicherstellen, dass
die Umsetzung von Abkommen mit Drittstaaten mit dem Völkerrecht vereinbar ist.
Wenn dies nicht möglich ist, darf kein Abkommen abgeschlossen werden.
Oxfam arbeitet in Italien mit Migranten, die von Libyen aus das Mittelmeer
überquert haben. Ihre Erfahrungsberichte sind in einem Bericht (>>> Hotspots – Rights denied) dokumentiert. Schon im Vorfeld
des EU-Gipfels im Oktober 2016 veröffentlichte Oxfam einen Bericht, der das
Versagen der EU-Migrationspolitik beschreibt (>>>Causing suffering and problems - Europe’s approach tomigration. Zum heutigen EU-Gipfel hat Oxfam eine Protestbrief-Aktion
an Bundeskanzlerin Merkel initiiert >>> hier.
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