Vergebliches Trommeln in Sachen TTIP
Obama und Merkel machen Druck für einen schnellen Abschluss des Abkommens
über Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP). Allein es
fehlt der Glaube. Und dies nicht nur, weil am letzten Samstag erneut
Zehntausende in Hannover auf die Straße gingen und dem US-Präsidenten einen
würdigen Empfang bereiteten. Solange nahezu wöchentlich neue Enthüllungen
darüber herauskommen, wohin TTIP die EU und die USA führen wird, ist an einen
Abschluss der Verhandlungen, die in dieser Woche in New York fortgesetzt
werden, nicht zu denken, schon gar nicht bis zum Ende dieses Jahres.
Ein Beispiel: In einem Ende März veröffentlichten Vorschlag hat die EU-Kommission die Regeln
zur regulatorischen Kooperation zwischen der EU und den USA unter TTIP nochmals
ausgeweitet. Der Entwurf würde US-Behörden das Recht einräumen, jegliche neue
EU-Gesetze noch vor Beginn des regulatorischen Prozesses zu kontrollieren –
noch bevor er dem EU-Parlament und dem Ministerrat vorgelegt wird. Außerdem
bestätigt die Kommission in der Vorschlag das Prinzip der gegenseitigen
Anerkennung, wonach US-Produkte auf den europäischen Markt kommen können, die
nicht mit EU-Regeln im Einklang stehen.
Ein zweites Beispiel: Erst letzte Woche veröffentlichten Greenpeace, Corporate Europe Observatory (CEO)
und Genewatch bislang unter Verschluss gehaltene Dokumente der EU-Kommission,
die beweisen, dass die US-Regierung erheblichen Druck auf die EU-Kommission ausübt,
um neue gentechnische Verfahren für die Veränderung von Pflanzen und Tieren
nicht den strengeren EU-Gentechnikregeln zu unterwerfen. Seit Ende 2015 hat die
EU-Kommission ihre rechtliche Einschätzung immer wieder verschoben. Aus den
Dokumenten geht hervor, dass die neuen Verfahren vermutlich als Gentechnik
eingestuft worden wären. Gentechnik, Regulierungen und Kennzeichnungen
bilden einen zentralen Streitpunkt in den Verhandlungen über TTIP. Aus den
Dokumenten geht hervor, dass die EU ihre Gesundheits- und Umweltschutzmaßnahmen
für GMOs ignorieren soll, um den Weg für ein transatlantisches Handelsabkommen
zu ebnen.
Nach dem Willen der USA und mächtiger Gentechnikkonzerne wie
Monsanto, Cibus oder Dow DuPont soll sich die EU den US-Standards anpassen. Die
Konzerne argumentieren, dass diese neuen, direkten Methoden, um die genetische
Zusammensetzung von lebenden Organismen zu manipulieren, nicht in den
Anwendungsbereich der europäischen GMO-Vorschriften fallen würden. Die Folge: Die
neuen GMOs und die daraus hergestellten Produkte würden keiner Risikobewertung,
Kennzeichnungspflicht oder Überwachung unterliegen.
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