8. März 2016

Investitionen in die Care Economy als Wachstumsstimulus

Eine pünktlich zum 8. März erschienene Studie des Internationalen Gewerkschaftsbunds (ITUC), Investing in the Care Economy. A gender analysis of employment stimulus in seven OECDcountries, zeigt, dass Investitionen in die Sorgeökonomie in Höhe von 2% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in nur sechs Ländern 21 Mio. Arbeitsplätze schaffen und die beiden Herausforderungen von alternder Bevölkerung und wirtschaftlicher Stagnation bewältigen helfen könnten. Der Bericht analysiert das Wachstums- und Beschäftigungspotential in Australien, Dänemark, Deutschland, Italien, Großbritannien und den USA und demonstriert, wie Investitionen in Sorgeeinrichtungen zugleich die Lohnkluft zwischen Mann und Frau sowie die allgemeine Ungleichheit verringern und auch den Ausschluss von Frauen aus menschenwürdiger Beschäftigung angehen könnten.


Eine stärkere Finanzierung der Sorgeökonomie ist zugleich ein wirksames Gegenmittel zu den gescheiterten Austeritätspolitiken, meint die Generalsekretärin von ITUC, Sharan Burrow. Denn die Hauptlast der Kürzungen bei Dienstleistungen tragen die Frauen, was seinerseits die Haushaltseinkommen drückt, und dies in Zeiten, in denen die Stärkung von Kaufkraft und Nachfrage wesentlich für die Wiederherstellung des Wachstums ist. Die Sorgeökonomie selbst weist eine hohe Rate prekärer und schlecht bezahlter Arbeit auf und muss in Übereinstimmung mit internationalen Standards unter den vollen Schutz der Arbeitsgesetzgebung kommen.

Expertinnen der britischen Women’s Budget Group haben ermittelt, wie hoch die Beschäftigungseffekte wären, wenn 2% des BIP in die ‚soziale Infrastruktur‘ wie Bildung, Gesundheit und soziale Sorgeeinrichtungen investiert würden. Die Ergebnisse:
* In Abhängigkeit vom jeweiligen Land würde die allgemeine Beschäftigung zwischen 2,4 und 6,1% steigen.
* Zwischen 59 und 70% der neu geschaffenen Arbeitsplätze würden von Frauen eingenommen.
* Aufgrund der Multiplikatoreffekte der neuen Jobs würde auch die männliche Beschäftigung wachsen, je nach Land zwischen 1,4 und 4%.
* In absoluten Zahlen würde dies bedeuten: 13 Mio. mehr Jobs in den USA, 3,5 Mio. mehr in Japan, 2 Mio. in Deutschland, 1,5 Mio. in Großbritannien, 1 Mio. in Italien, 600.000 in Australien und 120.000 in Dänemark.

Die Ergebnisse der Studie belegen in der Tat, dass viel von der Art der Investitionen abhängt, wenn sozialen Krisen begegnet werden soll. Entscheidend ist aus der Sicht von ITUC vor allem, dass die Regierungen von der Obsession lassen, durch ihre Wirtschaftspolitik einfach den Finanzsektor bei Laune zu halten. Das Arbeitskräftepotential von Investitionen in die Care Economy besteht übrigens weltweit: Die G20 hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der Frauen an der Beschäftigung in den nächsten Jahren um 25% zu steigern. Dies wird nur möglich sein, wenn der Sorgesektor angemessen finanziert wird. Der Bericht bringt zusätzliche Belege aus Südafrika und der Türkei und zeigt so, dass wirtschaftliche Anreize über die Sorgeökonomie keineswegs nur in den reichsten Ländern möglich sind.

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