4. März 2016

Argentinien: Sieg der Geier?


4,65 Mrd. US-Dollar will die Regierung des neuen argentinischen Präsidenten Mauricio Macri an vier Geierfonds, darunter auch der berüchtigte Elliott Management Paul Singers, zahlen, die sich weigerten, der Restrukturierung der argentinischen Schulden nach dem Default von 2001 zuzustimmen und stattdessen argentinische Schuldtitel auf dem Sekundärmarkt zu Spottpreisen aufkauften. Geht man davon aus, dass die Geierfonds, die sog. Holdouts, nur 50 Mio. Dollar in die alten argentinischen Papiere „investierten“, auf die sie bisher volle Zins- und Rückzahlungen forderten, dann wäre dies wahrlich ein supergutes Geschäft: der Gewinn wäre nahezu 100 Mal so viel wie der ursprüngliche Einsatz. Es wäre die erfolgreichste Geierattacke in der Finanzgeschichte. Und noch ein anderer Einsatz hätte sich gelohnt: die Wahlkampfunterstützung Singers für Macri würde sich jetzt kräftig auszahlen.


Damit nicht genug: Den Deal mit den Geierfonds, der dem Land den Weg zurück auf die Kapitalmärkte öffnen soll, will die Regierung Macri mit der erneuten Ausweitung der Auslandsverschuldung finanzieren. Dazu sollen Staatsanleihen von rund 15 Mrd. Dollar ausgegeben werden – die größte Schuldenaufnahme eines Entwicklungslandes seit 1996, als Argentinien schon einmal einen Disput mit den Gläubigern durch Neuverschuldung löste. (Der geplante Anleihebetrag ist gut dreimal so hoch wie die Zahlungen an Singer und Konsorten, da die Regierung damit auch Löcher im Staatshaushalt stopfen will, ohne die Währungsreserven des Landes anzugreifen.)

Während über die Zinssätze, die die „Investoren“ für die neuen Mega-Anleihen verlangen werden, noch spekuliert wird – angesichts der Schuldengeschichte Argentiniens werden bis zu 10% genannt, setzt die gesamte Operation die Zustimmung des argentinischen Kongresses zu dem Deal mit den Geierfonds voraus. Hier haben die Leute Macris bekanntlich nicht die Mehrheit (>>> Die Linke Lateinamerikas im Abschwung), doch die Vertreter der ihn stützenden Parteienallianz geben sich zuversichtlich, Teile der Peronisten auf ihre Seite ziehen zu können. Ob es so gelingt, eine Mehrheit zu zimmern, der den Sieg der Geier besiegeln würde, war heute Mittag freilich noch nicht absehbar, aber auch nicht undenkbar.

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