Schwieriger Start: Weltwirtschaft und chinesischer G20-Vorsitz
Es war sicherlich der schwierigste Jahresbeginn für die Weltwirtschaft seit
langem, und auch die chinesische G20-Präsidentschaft hatte zwar viele Argumente
für ihr Ziel, die politische Koordinierung zwischen den 20 wichtigsten
Industrie- und Schwellenländern der Welt zu stärken, doch gerade für sie
erweist sich die Umsetzung ihres ehrgeizigen Programms (>>> G20 unter chinesischer Präsidentschaft) als mit
Hindernissen gepflastert. Gerade „rechtzeitig“ vor dem wichtigen G20-Treffen
der Finanzminister und Zentralbankchefs am 26./26. Februar in Schanghai
purzelten in China erneut die Aktienkurse.
Überhaupt ergibt sich im Umfeld dieses ersten wichtigen
Ministertreffens unter chinesischer Präsidentschaft ein befremdliches Bild:
* Da warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer Briefing Note vor den erhöhten Risiken,
die zu einer Entgleisung der internationalen Konjunktur führen könnte, kündigt
für den Frühjahrsoutlook eine weitere Prognosekorrektur nach unten an und
fordert „kühnes Handeln“ („bold action“) von den G20: „Die G20 muss jetzt eine
koordinierte Unterstützung der Nachfrage vorbereiten und den verfügbaren fiskalischen
Spielraum nutzen, um den öffentlichen Investitionen einen Schub zu geben und
die Strukturreformen zu ergänzen.“
* Die OECD
korrigiert schon jetzt das Wachstum der Weltwirtschaft nach unten auf 3% und
meint, die weltwirtschaftliche Expansion werde 2016 nicht stärker als 2015
ausfallen. Praktisch habe sich das Wachstum abgeflacht, obwohl doch die
niedrigen Ölpreise und Zinssätze durchaus Anreize zu Investitionen und Konsum
böten. Dringend gebraucht werde „ein starker kollektiver politischer Ansatz“,
der sich auf die stärkere Nutzung fiskalischer Anreize und
wachstumsfreundlicher Strukturpolitiken konzentriere, um das Wachstum zu
stärken und finanzielle Risiken zu reduzieren.
* Doch ausgerechnet der Finanzminister des Landes mit den
vielleicht größten fiskalischen Spielräumen, Deutschlands Wolfgang Schäuble,
erweist sich in Schanghai erneut als der größte Bremser und Blockierer eines
fiskalischen Anreizpakets für die Weltwirtschaft. Das „schuldenfinanzierte
Wachstumsmodell hat seine Grenzen erreicht“, sagt ausrechnet der Mann, der
keine Gelegenheit auslässt, um auf die „schwarze Null“ Deutschlands
hinzuweisen. Ein koordinierter internationaler Nachfrageschub rückt damit in
weite Ferne, auch wenn der chinesische Zentralbankgouverneur betont, Peking
hätte jedenfalls zusätzlichen Raum für geldpolitische und fiskalische Stimuli.
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