Globalisierung: Nachlassende Dynamik, doch einige Lichtblicke
Kein Zweifel: Die
Globalisierung verliert derzeit weiter an Dynamik. Nach der globalen
Finanzkrise sind die Wachstumsraten überall deutlich zurück gegangen, zuletzt
auch in den Schwellenländern, deren Output derzeit so langsam zunimmt, wie seit
den Jahren 2008 bzw. 2001 nicht mehr. Aus den einstigen globalen Konjunkturlokomotiven
könnte 2016 der dritte große Krisenspot werden – nach der Finanzkrise in den
USA und der Eurokrise in Europa (>>>Der großen Krise dritter Akt?).
Ein
wichtiger Indikator der nachlassenden Globalisierungsdynamik ist, dass der
internationale Handel inzwischen längst nicht mehr so schnell wächst wie in den
Hochzeiten der Globalisierung in den 90er und den 00er Jahren. Die Geister
streiten sich noch, ob die Verlangsamung des Handels ein Resultat des
schwächeren Outputs ist oder umgekehrt dessen Ursache (weil Ausweichstrategien
der Wirtschaft ins Ausland wesentlich schwieriger geworden sind) oder beides.
Jedenfalls gehört das jahrelang vorherrschende Muster der wachsenden internationalen
Verflechtung (bei der das Wachstum des Handels meistens doppelt so hoch oder
höher war als das des Outputs) zumindest vorerst der Vergangenheit an.
Auf
die weitere Richtung der Globalisierung wirkt sich auch aus, dass mit dem
Rückgang der Wachstumsraten in den Schwellen- und Entwicklungsländern auch das
Tempo der wirtschaftlichen Konvergenz in der Weltwirtschaft abnimmt. Denn
Aufholprozesse der Entwicklungs- gegenüber den Industrieländern dauern länger,
wenn die Wirtschaftsleistung ersterer nicht mehr mit durchschnittlich 6%,
sondern vielleicht nur noch mit 4% zulegt,
während die wirtschaftliche Dynamik teilweise in die Industriestaaten (vor
allem die USA) zurückkehrt. Dies mag im Norden Revanchegelüste hervorrufen,
verbunden mit der Hoffnung, den Süden erneut zurückzustoßen. Vor allem die
beiden Megaprojekte TTIP und TPPA stehen derzeit für die Abkehr von der
multilateralen Handelspolitik zugunsten einer „neuen Geoökonomie“ (Stiglitz). Eines
ihrer Hauptmerkmale ist die Exklusion: Gerade die größten Schwellenländer der
BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) bleiben davon
ausgeschlossen.
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