Jeffrey D. Sachs: Nicht noch ein Amerikaner an der Weltbank-Spitze!
Während der noch amtierende Weltbank-Präsident Robert Zoellick inzwischen meint, die USA sollten sich den Job an der Spitze der Bank auch künftig sichern, wäre ein weiterer Wallstreet-Banker oder US-Politiker als Weltbank-Chef für den Columbia-Professor und UN-Sonderberater Jeffrey D. Sachs ein schwerer Schlag. In einer neuen Kolumne schreibt Sachs:
„Allzu lange hat die Führung der Bank US-Konzepte durchgedrückt, die für die ärmsten Länder und die ärmsten der dort lebenden Menschen häufig völlig ungeeignet sind. So versagte die Bank bei den explosionsartigen AIDS-, Tuberkulose- und Malariapandemien der 1990er Jahre, weil sie die Hilfe nicht dort hinbrachte, wo sie gebraucht wurde, um Krankheitsausbrüche einzudämmen und Millionen von Leben zu retten.
Schlimmer noch: Die Bank sprach sich für Nutzergebühren und ‚Kostendeckung‘ für Gesundheitsdiente aus und sorgte so dafür, dass den Ärmsten der Armen eine lebensrettende Krankenversorgung versagt blieb – also gerade denen, die sie am dringendsten brauchten. Im Jahre 2000 sprach ich mich auf dem AIDS-Gipfel in Durban – aufgrund eben dieser Tatsache, dass die Weltbank ihrer Aufgabe nicht nachkäme – für einen neuen „globalen Fonds“ zur Bekämpfung dieser Erkrankungen aus. Die Schaffung dieses globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, TB und Malaria hat seitdem Millionen von Leben gerettet; die Zahl malariabedingter Todesfälle in Afrika allein ist um mindestens 30% gesunken.
In ähnlicher Weise hat die Bank entscheidende Gelegenheiten zur Unterstützung kleinbäuerlicher Subsistenzfarmer und zur Förderung einer integrierten ländlichen Entwicklung im Allgemeinen in den verarmten ländlichen Gemeinschaften Afrikas, Asiens und Lateinamerikas verpasst. Rund 20 Jahre lang – von etwa 1985 bis 2005 – widersetzte sich die Bank dem bewährten Einsatz zielgerichteter Hilfen für bäuerliche Kleinbetriebe, der es verarmten Subsistenzfarmern ermöglicht hätte, ihre Erträge zu steigern und der Armut zu entkommen. In letzter Zeit hat die Bank ihre Unterstützung für die Kleinbauern zwar verstärkt, aber es gibt noch immer viel mehr, was sie tun könnte und sollte…
Vor allem sollte der neue Präsident der Bank über Erfahrungen aus erster Hand in Bezug auf die Palette drängender Entwicklungsherausforderungen verfügen. Die Welt darf den Status quo nicht akzeptieren. Noch ein Weltbank-Chef von der Wall Street oder aus der US-Politik wäre für einen Planeten, der kreative Lösungen für die komplexen Herausforderungen bei der Entwicklung braucht, ein schwerer Schlag. Die Bank braucht einen versierten Profi, der bereit ist, die großen Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung vom ersten Tag an in Angriff zu nehmen.“
* Der vollständige Text findet sich >>> hier.
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