Geschachere um IWF-Spitze: Unredliches Europa
Die europäischen Finanzminister
haben am späten Freitagabend letzter Woche in einem langen und komplizierten
Abstimmverfahren die jetzige Vizepräsidentin der Weltbank, die Bulgarin
Kristalina Georgieva, zur Kandidatin für die Position der Geschäftsführenden
Direktorin des IWF nominiert. Damit ist der ehemalige niederländische
Finanzminister und Sprecher der Euro-Gruppe Jeroen Dijsselbloem, den neben den
Niederlanden die Deutschen und die Finnen wollten, aus dem Rennen. Das ist die
gute Nachricht. Denn Dijsselbloem wäre mit Sicherheit die schlechteste Variante
gewesen. „Als Präsident der Euro-Gruppe von 2013 bis 2018“, so schrieb der
Columbia-Professor Adam Tooze letzte Woche, „verkörperte er eine Mischung aus populistischer nordischer
Missgunst und finanzpolitischer Engstirnigkeit, die die Politik der Eurozone
gegenüber Zypern und Griechenland bestimmte.“ Leicht vorzustellen, wie er den
IWF mit fortgesetzten Oktrois gegenüber den Gläubigern weiter in Verruf
gebracht hätte.
Die
schlechte Nachricht gibt es dennoch. Sie liegt in der Chuzpe, mit der die
Europäer – allen Änderungen der Kräfteverhältnisse in der Weltwirtschaft zum
Trotz – an dem archaischen „Recht“ festhalten, die Spitzenposition im IWF zu
besetzen. Da ist es ein schwacher Trost, wenn die Financial Times heute darüber spekuliert, dass Georgieva
wahrscheinlich den Kurs ihrer Vorgängerin Lagarde fortsetzen dürften, den Blick
des Fonds „stärker auf die Bedeutung von Ungleichheit, Gender und Klimawandel
zu legen“. Denn abgesehen davon, dass letzteres eher rhetorische denn reale
Änderungen (z.B. an der berüchtigten Konditionalität der IWF-Kredite) waren (>>> Der Washington Consensus lebt),
müsste Georgieva hier erst einmal liefern.
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