Civil20 in Hamburg: Nette Worte vor dem Gipfel
War es Phantasielosigkeit der Pressesprecher oder die bange Sorge,
dass das aufwändige Treffen zivilgesellschaftlicher Organisationen am Ende
wenig bewirkt haben könnte? Jedenfalls beschworen die Protagonisten vor und
nach dem C20-Gipfel am 18./19. Juni wortgleich die gleiche Hoffnung: „Die
Beteiligung der Zivilgesellschaft ist entscheidend für die Erarbeitung von
Lösungsansätzen für globale Krisen und Herausforderungen. Die Bundesregierung hat
diesen Dialog im Rahmen ihrer G20-Präsidentschaft angestoßen. Jetzt müssen die
G20 beweisen, dass sie unsere Forderungen und Anliegen ernst nehmen und in
Politik umsetzen“, erklärte die Geschäftsführerin des NGO-Dachverbands VENRO,
Heike Spielmanns vorher. Und hernach folgte VENRO-Vorsitzender Bernd Bornhorst
fast wortgleich: „Die G20 müssen jetzt beweisen, dass sie die Forderungen und
Anliegen der Zivilgesellschaft wirklich ernst nehmen und in Politik umsetzen.“
Wieso eigentlich?
Dabei ist das in Hamburg verabschiedete Communiqué mit den umfangreichen Empfehlungen an den offiziellen G20-Gipfel weiterreichender als so
manches Papierchen, das die NGOs im Vorfeld solcher Spitzentreffen fabriziert
haben. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als „einen Politikwechsel im
Sinne einer gerechten Globalisierung für alle. Es geht darum, endlich aus einem
wachstumszentrierten Wirtschaftsmodell auszusteigen, welches immer mehr
Verlierer zurücklässt und unsere ökologischen Lebensgrundlagen zerstört“
(Bornhorst). „Zusammengefasst brauchen wir eine radikale Transformation des
derzeitigen neoliberalen Systems“, postuliert das Communiqué, das am Ende der
Veranstaltung der Bundeskanzlerin überreicht wurde. Ob diese und ihre
G20-Kollegen derlei Forderungen jedoch ernst nehmen und einen Bruch mit
überkommenen neoliberalen Konzepten vollziehen, gehört in den Bereich des
Kinderglaubens.
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