Ukraine: Schuldenschnitt mit geopolitischem Anstrich
Wetten, dass die
Ukraine jenen Schuldenschnitt bekommt, den man Griechenland bislang
verweigerte, wollte ich vor ein paar Tagen noch schreiben. Gestern hat sich nun
ein Konsortium der größten Privatgläubiger der Ukraine, darunter Franklin
Templeton, mit der Regierung in Kiew darauf geeinigt, unverzüglich 20% der
ausstehenden 18 Mrd. Dollar Anleihen abzuschreiben (das sind 3,6 Mrd. Dollar).
Der Deal enthält auch die Aussetzung der Schuldenrückzahlungen für vier Jahre
und eine Bestimmung, wonach die Gläubiger ab 2021 einen Anteil am Wachstum des
Bruttoinlandsprodukts erhalten: 40% des Wertes des jährlichen Wachstums über
4%. Trotz des unmittelbaren Forderungsverzichts könnte die Übereinkunft für die
Gläubiger also langfristig auch von Vorteil sein.
Doch
dies ist nicht der Hauptaspekt des jetzt vorliegenden Ergebnisses von
fünfmonatigen intensiven Verhandlungen, in die auch Fondsmanager George Soros
intervenierte: „Die Ukraine verdient Schuldenerleichterung.“ Der Deal ist eine entscheidende Voraussetzung für
die Fortsetzung des vierjährigen IWF-Programms, in dessen Verlauf das Land rund
40 Mrd. Dollar erhält. Entsprechend umgehend hat auch IWF-Chefin Christine
Lagarde die Einigung begrüßt; sie
trage dazu bei, die Schuldentragfähigkeit des Landes wiederherzustellen und –
zusammen mit den Reformanstrengungen der Regierung – die Ziele, d.h. die
Konditionen des IWF-Programms zu erfüllen.
Zwar
hatte die Regierung in Kiew einen Schuldennachlass von 40% gefordert und der
IWF vor noch nicht allzu langer Zeit eine Reduzierung der Privatschulden um 15
Mrd. € für notwendig erachtet, um ein tragfähiges Schuldenniveau zu erreichen. Auch
bleiben die internationalen Transferleistungen insgesamt deutlich unter dem
griechischen Niveau. Aber im Vergleich zu Griechenland ist der springende Punkt
geopolitischer Natur: Ein Regime mit einem Schokoladenoligarchen und einem
Lakaien des IWF an der Spitze (Präsident Poroshenko und Premierminister Jazenjuk),
einem Sicherheitsapparat, der fast vollständig in der Hand des Rechten Sektors
ist, und einer Finanzministerin von der Wallstreet ist eben verlässlicher als
eine linke Regierung mit einem links-keynesianischen Finanzminister wie in
Griechenland.
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