Finanzstreit ums Klima in Lima
Rechtzeitig zur
heute beginnenden Klimakonferenz (COP20) in Lima/Peru haben der chinesische und
der brasilianische Verhandlungsführer deutlich gemacht, dass die
Industrieländer wesentlich mehr Geld für die Armen auf den Tisch legen müssen,
wenn es Ende 2015 in Paris zu einem substantiellen neuen Klimaabkommen kommen
soll. Kurz vor Konferenzbeginn war bekannt gegeben worden, dass sich die in den
letzten Monaten eingegangenen Zusagen für Klimafinanzierung auf insgesamt 9,7
Mrd. Dollar belaufen, weit unter der Zusage von Kopenhagen, bis 2020 jährlich
100 Mrd. Dollar für Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern zur Verfügung
zu stellen.
Während
José Antonio Marcondes de Carvalho aus Brasilien und der chinesische Klima-Chefunterhändler
Xie Zhenhua auf die horrende Diskrepanz zwischen den faktischen Zusagen und der
Zielmarge von 100 Milliarden hinweisen, betont Oxfam, dass selbst diese hohe
Summe nicht ausreicht, um den klimapolitischen Finanzierungsbedarf des Südens zu
decken. Allein in Subsahara-Afrika würden pro Jahr mehr als 62 Mrd. Dollar für
Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels gebraucht, heißt es in einer
Studie mit dem Titel Breaking the Standoff (etwa: „Das Patt überwinden“). Die Studie formuliert drei finanzielle
Bedingungen für ein wirksames Klimaschutzabkommen: Erstens muss es exakt
Auskunft darüber geben, wie Klimafinanzen aufgebracht und ausgegeben werden
sollen; zweitens müssten neue Quellen öffentlicher und privaten
Klimafinanzierung identifiziert werden; und drittens müsse ein fairer Rahmen
festgelegt werden, wer wie viel zahlen muss.
Interessant
ist, wie Oxfam diese „fairen Anteile“ (fair shares) berechnet hat. Danach wären
die USA in der ersten Verpflichtungsperiode des Abkommens für die Mobilisierung
von 56% der Finanzen für die Minderung des Klimawandels verantwortlich, gefolgt
von der Europäischen Union mit 22% und Japan mit 10%. Ähnlich sehen die
Verantwortungsanteile bei der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel
aus: USA 53%, EU 26,6%, Japan 9,7%. Zugleich identifiziert Oxfam neue Geber,
die zur Klimafinanzierung beitragen sollen, darunter Russland, Brasilien,
Südkorea und Mexiko. Die Oxfam-Berechnungen basieren auf einer Mischkalkulation
aus der jeweiligen Einkommensverteilung, Armutsniveaus und Emissionsausstoß
seit 1990. China ist interessanterweise nicht dabei, weil es seine Reduktionsverpflichtungen innerhalb der eigenen Grenzen erfüllen könnte.
Hinweis:
Offizielle
Website der Konferenz: www.unfccc.int/lima
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