Entwicklungshilfe: Weniger Abhängigkeit statt mehr Effektivität
Während sich hunderte von entwicklungspolitischen Experten auf die Reise nach Accra vorbereiten, um dort darüber zu diskutieren, wie die Entwicklungshilfe effektiver und wirksamer gemacht werden kann, geht der Trend der Debatte bereits in eine andere Richtung. Symptomatisch dafür sind drei Bücher, die gerade erschienen sind oder die anlässlich des „Hochrangigen Forums der OECD zur Wirksamkeit der Hilfe“, das Anfang nächster Woche in der ghanaischen Hauptstadt stattfindet, herauskommen werden. Alle argumentieren, dass die Entwicklungsländer ihre Abhängigkeit von der westlichen Entwicklungshilfe reduzieren müssen, am zugespitzesten Yash Tandon, der Direktor des South Centre, das die Gruppe der 77 berät, in seinem Buch Ending Aid Dependence.
Tandon will sein Buch auf einem Side Event bei der Accra-Konferenz vorstellen und damit der Gefahr entgegenwirken, dass mit der vorgesehenen Verabschiedung der Accra Action Agenda zugleich eine Art kollektive Unterwerfung der Nehmer unter die Kontrolle der Geber stattfindet. Das Vorwort zu Tandons Buch hat der ehemalige Präsident Tansanias, Benjamin W. Mkapa, beigesteuert. Darin heißt es: „Das vorrangige und langfristige Ziel dieser Monographie besteht in der Initiierung einer Debatte über Entwicklungshilfe, die die Grundlage für eine praktikable Strategie zur Beendigung der ODA-Abhängigkeit legen soll.“ Tandon schreibt, dass die Entwicklungsländer der ODA-Abhängigkeit entkommen wollen und doch unfähig zu sein scheinen, dies zu bewerkstelligen. Das Buch will zeigen, u.a. in einem Sieben-Punkte-Plan, wie sich die Entwicklungsländer von einer Hilfe befreien können, die fälschlicherweise vorgibt, der Entwicklung zu dienen. Die Entwicklung einer Exit-Strategie aus der Entwicklungshilfe sollte daher in allen Ländern des Südens ganz oben auf der Agenda stehen.
Auch ein neues Buch von Jonathan Glennie, The Trouble with Aid, ruft die armen Länder zur Reduktion ihrer Abhängigkeit von der Entwicklungshilfe auf. Und der Sammelband des kenianischen Journalisten Rasna Warah, Missionaries, mercenaries and misfits: an anthology, versammelt noch einmal zahlreiche afrikanische Publizisten mit kritischen Beiträgen zum westlichen „developmentalism“. – Bereits im letzten Juni rief die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung in ihrem LDC-Report dazu auf, eine „Exit-Strategie“ aus der Entwicklungshilfe zu entwickeln (>>> W&E 07-08/2008). Und in dem Anfang nächsten Monats erscheinenden Trade & Development Report wird sie es wieder tun. Die zitierten Neuerscheinungen sind also tatsächlich kein Einzelfall.
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