Skandalurteil gegen Attac
Der Bundesfinanzhof (BFH) hat kürzlich entschieden, das bestätigende
Urteil der ersten Instanz über die Gemeinnützigkeit von Attac aufzuheben und an
das Hessische Finanzgericht zurückzuverweisen. In seiner Begründung stellt er
fest, dass die „Einflussnahme auf politische Willensbildung und Gestaltung der
öffentlichen Meinung … keinen gemeinnützigen Zweck erfüllt.“ Erkennbar setzt
der BFH darin den Rahmen für politisches Engagement von gemeinnützigen
Organisationen sehr viel enger als das Finanzgericht in Kassel. Insbesondere
die beiden Zwecke Förderung der Bildung und des demokratischen Staatwesens
werden durch das Urteil deutlich eingeschränkt.
Das Urteil gegen Attac Deutschland wird einhellig
als Skandal empfunden, nicht nur bei Attac selbst, sondern bei einem breiten Spektrum
zivilgesellschaftlicher Organisationen. „Das ist ein verheerendes Signal für
die gesamte kritische Zivilgesellschaft in Deutschland. Wir blicken mit großer
Sorge auf Länder wie Ungarn oder Brasilien, die die Arbeit emanzipatorischer
NGOs zunehmend unterdrücken und erleben nun auch hierzulande, wie Regierung und
Parteien immer öfter versuchen, politisch missliebige Organisationen über das
Gemeinnützigkeitsrecht mundtot zu machen“, erklärte der Vorstand des
Attac-Trägervereins. Auch beim Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe
(VENRO) stößt das Urteil auf scharfe Kritik. Bernd Bornhorst,
Vorstandsvorsitzender von VENRO, hält das Urteil für gefährlich. Es schwäche
die lebendige Demokratie in Deutschland und erschwere das Engagement für eine
gerechtere Welt.
„Mit
dem Urteil entsteht der Eindruck, dass politische Meinungsbildung nicht mit dem
deutschen Verständnis von Gemeinnützigkeit vereinbar sei. Das ist eine
gefährliche Entwicklung“, sagt Bornhorst. „Freiräume gilt es zu verteidigen und
nicht einzuschränken. Eine aktive und gemeinwohlorientierte Zivilgesellschaft
ist ein Grundpfeiler von Demokratie und offenen Gesellschaften. Versuche,
politisch unbequeme Stimmen zum Schweigen zu bringen, indem
zivilgesellschaftlichen Organisationen die finanzielle Grundlage entzogen wird,
kennen wir bisher vor allem aus dem globalen Süden.“
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