Argentinien als Extremfall: Emerging Markets in der Krise
Kaum eine Krise ist so oft vorhergesagt worden wie die der aufstrebenden
Märkte, der Schwellenländer des Südens. Jetzt ist sie da. Die prominentesten
Beispiele sind Argentinien und die Türkei. Aber auch der allgemeine Emerging
Markets Index notiert einen bemerkenswerten Verfall. Im Hintergrund steht der
steigende Dollar und der anziehende Zinssatz in den USA. Beides zieht das
ausländische Kapital an und lässt es herdenweise aus den Emerging Markets fliehen.
Deren relativ hohe Renditen verlieren gegenüber dem „sicheren Hafen“ USA an
Anziehungskraft. Dagegen helfen offensichtlich auch keine Verzweiflungstaten.
Nehmen wir Argentinien. Mit dem zentralen Zinssatz, den die
Zentralbank gestern um 15% auf 60% angehoben hat, ist das Land auf
Weltrekord-Niveau angekommen. Mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) hat
es schon im Juli das höchste Stand-by-Programm in dessen Geschichte (50 Mrd.
Dollar) abgeschlossen. Das Land verfügt über eine extrem wirtschaftsfreundliche
Regierung, die als neoliberaler Musterknabe gilt und die Austerity-Konditionen
des IWF vorbildlich umsetzt (>>> Ein neuer IWF in Argentinien?). Den Ton in der Hauptstadt Buenos Aires
geben Technokraten an, die der globale Mainstream begeistert unterstützt.
Doch obwohl die Herrschaften in Buenos Aires mit Ausnahme
einiger Kommunikationsfehler – so hat Macri den IWF über den Videokanal YouTube
zur vorzeitigen Auszahlung der Bail-out-Kredite aufgerufen – nach Ansicht
dieses Mainstreams nichts falsch gemacht haben, gehen die „Marktschmerzen“
weiter, rutscht das Land weiter in die Krise. Allein seit Jahresbeginn hat der
Peso gegenüber dem Dollar um 50% an Wert verloren. Allein gestern ist er um 16%
abgesackt – trotz des abenteuerlich hohen Zinssatzes, der die Wirtschaft – wie auch
die Sparmaßnahmen – weiter in die Rezession treiben dürfte.
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