Warnungen vor neuer Schuldenkrise in der Entwicklungswelt
Wie ein Echo des jüngsten Schuldenreports von erlassjahr.de liest sich ein neues Policy Paper des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu „makroökonomischen
Entwicklungen und Aussichten in Entwicklungsländern mit niedrigem Einkommen“
(LIDCs). Darin warnt jetzt auch der IWF davor, dass die Verschuldung der ärmsten
Länder der Welt auf beängstigende Weise steigt und eine wachsende Zahl von
ihnen sich mit zunehmenden Schuldenkrisen-Risiken konfrontiert sieht. Seit 2013
ist danach die öffentliche Verschuldungsquote, das Verhältnis der mittleren
öffentlichen Verschuldung zum Bruttoinlandsprodukt, um 13% gewachsen und hat
2017 mehr als 47% erreicht.
Wie die IWF-Forscher feststellten, sehen sich 40% der
Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen „deutlichen verschuldungsbezogenen
Herausforderungen“ gegenüber; vor 25 Jahren waren es erst 21%. Die
Haushaltsdefizite wuchsen zwischen 2013 und 2017 in nahezu drei Vierteln der
untersuchten Nationen; und in fast der Hälfte dieser Länder ging dies mit
sinkenden Investitionen einher – ein Indiz für die unproduktive Verwendung der
Schulden. Die Exekutivdirektoren des IWF, die das Paper in diesem Monat
diskutierten, drückten ihre „ernste Sorge“ angesichts dieses Schuldenaufbaus
aus und unterstrichen die „dringende Notwendigkeit“ vorsichtiger
Haushaltspolitik und eines verbesserten Schuldenmanagements.
Neben dem exorbitanten Wachstum des Schuldenbergs sehen die
Autoren des Papiers zwei besondere Probleme: Zum einen verändert sich die
Zusammensetzung der öffentlichen Verschuldung der LIDCs weiterhin zugunsten
kommerzieller externer und interner Schulden, was zu einer Verteuerung des
Schuldendienstes führt. Zum anderen – und damit im engen Zusammenhang – wird die
traditionelle Methode der Lösung von öffentlichen Schuldenkrisen im Pariser
Klub schwieriger, weil ein zunehmender Teil der Schulden durch andere Typen von
Investoren aufgebracht wird, die nicht an den Pariser Klub gebunden sind. Hinzu
kommt, wenngleich von den IWF-Autoren nicht explizit erwähnt, dass Russland
(Pariser-Klub-Mitglied) und China (kein Mitglied) den schuldengestressten
Ländern zunehmend alternative Lösungen anbieten, wie sich zuletzt am Beispiel
Venezuela gezeigt hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen