Schuldenpoker gegen Griechenland: Schlimmer als der IWF erlaubt
Die Austeritätspolitik und
die „Strukturreformen“, die die Troika-Institutionen der Peripherie Europas
aufherrschen, haben viel Ähnlichkeit mit der Strukturanpassungspolitik (SAP),
die IWF und Weltbank den Schuldnerländern des Südens im Laufe der 1980er und
1990er Jahren verordneten. Doch in Wirklichkeit sind sie schlimmer als die SAP,
die großen Teilen des Südens mindestens ein verlorenes Jahrzehnt bescherte. Im
Fall der Strukturanpassungspolitik waren die Regierungen, die zu Exekutoren
dieser Politik gemacht wurden, oftmals ohnehin gekaufte Statthalter westlicher
Interessen, rechte Diktaturen, Satrapen oder auch ausgehaltene Kleptokraten,
die ohne nennenswerten Wiederstand die Vorgaben aus Washington befolgten.
Manchmal, und wie Experten freimütig zugeben, unterschrieben sie die Letters of Intent von vorneherein in der
Gewissheit, sie nicht oder nur in ihren asozialen Dimensionen durchführen zu
müssen.
Anders
in Griechenland: Hier erleben wir z.Zt., wie eine junge Regierung mit aller Gewalt
gezwungen werden soll, eben das Programm der sog. Strukturreformen auszuführen,
gegen das sie in demokratischen Wahlen mit Erfolg angetreten ist. Wie
selbstverständlich wird von Syriza erwartet, das zu tun, was in vielen Ländern
Europa gang und gäbe ist, nämlich Wahlversprechen nach der Wahl „pragmatisch“ über
den Haufen zu werfen. Um nicht weniger geht es heute bei dem Besuch des
griechischen Ministerpräsidenten Tsipras im deutschen Kanzleramt in Berlin.
Doch in Wirklichkeit geht es um weit mehr.
Da
ist nach wie vor die ungelöste Frage der Schuldenerleichterung – das Wort schon
ein Euphemismus angesichts der Fälligkeitstermine der Gläubiger, denen sich Athen
jetzt Schlag auf Schlag gegenübersieht (so viel nur für diejenigen, die glauben
machen wollen, dass ein Schuldenschnitt gar nicht so wichtig wäre, da ja
sowieso schon alles bis zum St.-Nimmerleinstag gestreckt ist). Griechenlands
Ministerpräsident Alexis Tsipras hat in einem Brief an die deutsche Bundeskanzlerin, deutlich gemacht, dass
Griechenland einen großen Teil seiner Schulden nicht wird bezahlen können.
Einige mögen das als Drohung auffassen. Doch es ist eine Tatsache: Die Schulden
Griechenlands sind unbezahlbar. Sie übertreffen bei weiten das, was
beispielsweise der IWF als Tragfähigkeitsgrenze der Verschuldung eines Staates
hält.
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