G20-Finanzminister: Mehr Schuldenerlass ist nötig
Morgen und am Samstag findet der Gipfel der G20-Finanzminister*innen in Venedig statt, das erste Präsenztreffen seit Beginn der Corona-Pandemie. Als Folge der Pandemie steht kritisch verschuldeten Ländern das Wasser bis zum Hals: Echte Schuldenerleichterungen gab es bislang kaum, viele Länder haben keinen Zugang zu den G20-Initiativen. Nach der erlassjahr.de-Kampagne wurden durch die im Vorjahr beschlossenen Initiativen gerade einmal 0,07% der von den Vereinten Nationen zu Beginn der Pandemie geforderten Schuldenerlasse umgesetzt. Diese Erlasse stammen sämtlich aus dem Katastrophenfonds CCRT des Internationalen Währungsfonds. Durch das Schuldenmoratorium DSSI der G20 wurde nur ein Bruchteil der tatsächlichen Schuldendienstzahlungen gestundet. Und bislang haben überhaupt nur drei Länder eine Umschuldung unter dem neuen Umschuldungsrahmenwerk „Common Framework“ der G20 beantragt – von denen bis heute noch keines einen einzigen Dollar an Schuldenerlass gesehen hat.
Damit sind diese Initiativen bislang nur ein sehr kleiner Tropfen auf einem sehr heißen Stein. Mehr als 100 Entwicklungs- und Schwellenländer sind gezwungen, dieses Jahr drastische Sparmaßnahmen zu ergreifen, um ihren Schuldendienst aufrechterhalten zu können (>>> Globaler Austeritätsarlarm). Darüber hinaus bleiben mehr als 40% der kritisch verschuldeten Mitteleinkommensländer weiterhin von der DSSI und dem Common Framework ausgeschlossen. Mehr als die Hälfte der begünstigten Mitteleinkommensländer nehmen nicht teil, aus Angst vor dem Verlust ihres Kapitalmarktzugangs. Dabei leben fast 80% der Menschen, die durch COVID-19 zusätzlich in extreme Armut gerutscht sind, in Mitteleinkommensländern.
Auch IWF-Chefin Kristalina Georgieva hatte kurz vor dem Venedig-Gipfel die geringen Fortschritte bei den bisherigen Schuldenerlassmaßnahmen beklagt. Noch beim Vorläufertreffen der G20-Finanzminister*innen im April sprach sich Bundesfinanzminister Scholz für echte Schuldenerlasse aus, Entwicklungsminister Müller folgte beim Gipfel der Außen- und Entwicklungsminister*innen in Matera letzte Woche. „Die Menschen in kritisch verschuldeten Ländern können nicht darauf warten, dass sich das Common Framework irgendwann bewährt hat“, so erlassjahr.de. Die Bundesregierung müsse Worten Taten folgen lassen und sich in Venedig für komplementäre Initiativen einsetzen. Konkrete Vorschläge dafür gebe es genug, so etwa von der Allianz der Kleinen Inselstaaten oder dem UN-Generalsekretär.Hinweis: >>> W&E 02-03/2021: Italien und die G20-Präsidentschaft
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen