Women20-Gipfel: Frauen Empowerment beginnt beim Niedriglohn
Ivanka Trump |
In dieser Woche findet in Berlin auf Einladung von Bundeskanzlerin Merikel der
Gipfel der Frauenverbände im Rahmen der G20 („Women 20“) statt. Aus diesem
Grund kommt es zu eigenartigen Allianzen, wie sich etwa an einem gemeinsamen Meinungsbeitrag
von Ivanka Trump und Weltbank-Präsident Jim Yong Kim in der heutigen Financial
Times zeigt (>>> Investment in women unleashes global economic gains). Kritisch setzen sich Christa
Wichterich und Barbara Unmüßig,
Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, mit W20 auseinander: “Frauen sind überall
auf der Welt in besonderem Maße von Ungleichheit und Armut betroffen und damit
bei politischer, wirtschaftlicher und digitaler Teilhabe benachteiligt. Es ist
deshalb gut, dass das Thema auf die Tagesordnung der G20 kommt. Es braucht
dringend Initiativen, die die politische und gleichberechtigte wirtschaftliche
Teilhabe von Frauen als Querschnittsaufgabe verankern und stärken wollen.
Deutschland glänzt hier keinesfalls - es liegt im europäischen Vergleich der
Einkommen von Männern und Frauen mit 21 Prozent Differenz auf dem
viert-schlechtesten Platz. Hier muss Deutschland vor der eigenen Haustür
kehren, will es andere Länder überzeugen.“, so Unmüßig.
Zwar hätten die G20 bereits 2014 beschlossen, den Beschäftigungsanteil von Frauen an den weltweiten Arbeitsmärkten zu erhöhen. Doch laut der internationalen Arbeitsorganisation ILO sei der Anteil von Frauen an regulären Arbeitsverhältnissen zwischen 1995 und 2015 ständig gesunken. Für Frauen lägen die Chancen auf Beschäftigung mittlerweile im weltweiten Durchschnitt um 27 Prozent niedriger als für Männer, sagt Unmüßig: „Von Gleichbezahlung ist dabei noch gar nicht die Rede. Wenn die G20 ihren Fokus auf Arbeitsmarkt-, digitale und finanzielle Inklusion von Frauen legt, muss sie vor allem eine ehrliche Analyse ihrer Wachstums- und Investitionsstrategie betreiben: Die Fokussierung auf öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) für Investitionen in öffentliche Infrastruktur hat oft fatale Folgen insbesondere für Frauen. Privatisierung von Dienstleistungen wie Energie, Wasser und Transport oder gerade auch in sozialen Bereichen wie Bildung und Gesundheit führen gleichzeitig zu Preisexplosionen für die Kund/innen und zu Lohnabstürzen für die Beschäftigten. Hiervon sind Frauen besonders betroffen“.
Zwar hätten die G20 bereits 2014 beschlossen, den Beschäftigungsanteil von Frauen an den weltweiten Arbeitsmärkten zu erhöhen. Doch laut der internationalen Arbeitsorganisation ILO sei der Anteil von Frauen an regulären Arbeitsverhältnissen zwischen 1995 und 2015 ständig gesunken. Für Frauen lägen die Chancen auf Beschäftigung mittlerweile im weltweiten Durchschnitt um 27 Prozent niedriger als für Männer, sagt Unmüßig: „Von Gleichbezahlung ist dabei noch gar nicht die Rede. Wenn die G20 ihren Fokus auf Arbeitsmarkt-, digitale und finanzielle Inklusion von Frauen legt, muss sie vor allem eine ehrliche Analyse ihrer Wachstums- und Investitionsstrategie betreiben: Die Fokussierung auf öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) für Investitionen in öffentliche Infrastruktur hat oft fatale Folgen insbesondere für Frauen. Privatisierung von Dienstleistungen wie Energie, Wasser und Transport oder gerade auch in sozialen Bereichen wie Bildung und Gesundheit führen gleichzeitig zu Preisexplosionen für die Kund/innen und zu Lohnabstürzen für die Beschäftigten. Hiervon sind Frauen besonders betroffen“.
“Dass es auch anders geht, zeigt Neuseeland“, so Unmüßig
weiter. „Hier hat die Regierung erst vor wenigen Tagen eine massive Erhöhung
der Mindesteinkommen in von Frauen dominierten Pflegeberufen beschlossen – die
Löhne werden je nach Einstufung um bis zu 47 Prozent angehoben, was für die öffentlichen
Haushalte beherrschbare jährliche Mehrkosten von 330 Millionen Euro bedeutet.
Zugleich setzt Neuseeland damit gesellschaftlich zentrale Tätigkeiten in Wert
und bietet Frauen ein faires und menschenwürdiges Auskommen. Auch die
Bundesregierung dürfte hier gerne mehr Mut zeigen und sich von Neuseeland
inspirieren lassen.“, sagte Unmüßig.
„Der Women20-Summit nimmt leider einen Tunnelblick ein. In
der glitzernden Welt der Chef/innen-Etagen von Unternehmen und Gesellschaft
werden die harten Lebenswirklichkeiten von Millionen Frauen in Deutschland,
Europa und weltweit ausgeblendet. Wirtschaftliche Stärkung und Teilhabe von
Frauen kann nicht nur auf „weibliches Unternehmertum“ oder Lohnarbeit
ausgerichtet sein - sie muss bei den Frauen weltweit beginnen, die aufgrund
fehlender gesellschaftlicher, politischer und finanzieller Anerkennung unter
täglichen Mühen nicht- oder unterbezahlten Tätigkeiten nachgehen müssen. Denn
damit ermöglichen sie überhaupt erst das Funktionieren von Wirtschaft und
Gesellschaft.“, so Unmüßig.
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