10. Februar 2008

Steinbrück gratuliert Ackermann, und Ackermann fordert mehr Freiheit

Er freue sich mit Josef Ackermann (l.) über den neuen Rekordgewinn der Deutschen Bank, gibt der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (u.) heute im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu Protokoll. Deutsche-Bank-Chef Ackermann revanchiert sich in der Welt am Sonntag mit einem Gastbeitrag, in dem er für Hedge-Fonds und Private-Equity-Fonds und allgemein für mehr Freiheit für das Finanzkapital wirbt. Ackermann: „Gerade Deutschland wäre schlecht beraten, auf die aktuellen krisenhaften Entwicklungen im Finanzsektor jetzt damit zu reagieren, dass es Finanzmärkte, moderne Finanzinstrumente und –akteure noch geringer schätzt und ihren Freiraum ungebührlich beschneidet.“

Ackermanns Mahnung folgt der Devise, auch unter den Banken gebe es solche und solche, nicht zuletzt die eigene, die bislang relativ ungeschoren durch die Finanzkrise gekommen ist. Steinbrück freilich denkt andersherum: „Nur weil die Deutsche Bank es richtig gemacht hat, machen es alle anderen Banken ja nicht auch schon richtig. Das anzunehmen wäre eine Verharmlosung der Situation.“ Und Steinbrück erklärt, warum beispielsweise die Eigenkapitalvorschriften von Basel II weiter verschärft werden müssen: „Auch unter den Basel-II-Regeln sind Umgehungen möglich, dass Banken sich außerhalb der Bilanz in solchen Produkten (sog. innovativen Finanzinstrumenten; RF) engagieren können. Wenn wir feststellen, dass weite Teile dieser Krise damit zu tun haben, dass Institute sich der Aufsicht entziehen, dann müssen wir dafür Sorge tragen, dass dies unterbrochen wird.“

Ob er dafür bei seinen amerikanischen und britischen Gesprächspartnern allerdings eine so große Offenheit findet, wie er sagt, darf auch nach dem jüngsten Treffen der G7-Finanzminister bezweifelt werden: Man diskutiert zwar über Konsequenzen der Krise, aber zu konkreten Maßnahmen mag man sich (noch?) nicht durchringen. Vom „Scheitern der Finanzminister“ spricht da das Wall Street Journal: Es fehle den Politikern einfach an „effektiven Optionen“, der Kreditkrise und ihren weltwirtschaftlichen Auswirkungen zu begegnen. Doch andersherum wird ein Schuh draus: Nicht die „effektiven Optionen“ fehlen, sondern der gemeinsame politische Wille.

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